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  Portugal  
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      Deutschland      
  Fußballverband Portugal
:
  Deutscher Fußballbund
EURO 2008 - Viertelfinale - Donnerstag, 19. Juni 2008, 20:45 Uhr
Portugal - Deutschland (1:2) 2:3

Spielort: St.-Jakob-Park, Basel
Zuschauer: 39.730 (ausverkauft)
POR: Ricardo - Bosingwa, Pepe, Ricardo Carvalho, Paulo Ferreira - Petit (73. Postiga) - Moutinho (31. Meireles), Deco - Simao, Cristiano Ronaldo, Nuno Gomes (67. Nani)
GER: Lehmann - A.Friedrich, Mertesacker, Metzelder, Lahm - Hitzlsperger (73. Borowski), Rolfes - Schweinsteiger (83. Fritz), Ballack, Podolski - Klose (89. Jansen)
Tore:
0:1 Schweinsteiger (22., Rechtsschuss, Vorarbeit Podolski),
0:2 Klose (26., Kopfball, Schweinsteiger),
1:2 Nuno Gomes (40., Linksschuss, Cristiano Ronaldo),
1:3 Ballack (61., Kopfball, Schweinsteiger),
2:3 Postiga (87., Kopfball, Nani)
Schiedsrichter: Peter Fröjdfeldt (Schweden)


Ungläubig schaute ich am frühen Morgen dieses Tages zu Hause an meinem Schreibtisch auf das gerade ausgedruckte Papier, auf dem "Voucher für ein Viertelfinalspiel mit deutscher Beteiligung" stand. Eigentlich hatte ich es schon komplett abgehakt, noch ein weiteres Spiel der EURO 2008 sehen zu können, weil es unmöglich schien, bei den restlichen Spielen noch regulär an Tickets zu kommen und ich grundsätzlich Schwarzmarkthändler nicht unterstützen möchte. Im Internetforum des "Fanclubs Nationalmannschaft" hatte ich aber gelesen, dass ab und an noch ein paar Restkarten online über "Eventim" zu bekommen sind. Also versuchte ich ab Mittwoch Abend quasi stündlich mein Glück. Aber zunächst ohne Erfolg. Dann klappte es aber am Donnerstagmorgen doch noch. Ein Klick auf "Kaufen" und offenbar hatte ich tatsächlich gerade bei "Eventim" ein Ticket für das EM-Viertelfinale zum Normalpreis ergattert, was aber eigentlich nur ein Traum sein konnte.

 

Bevor ich aufwachen konnte, saß ich aber auch schon im Auto auf der Autobahn Richtung Süden und nach fünfstündiger Fahrt erreichte ich Basel, die 172.000-Einwohner-Stadt direkt an der deutschen Grenze. Das war kein Problem, hatte ich doch in weiser Voraussicht in dieser (EM-)Woche noch Urlaub. Wie ein potenzieller Krawallmacher sehe ich scheinbar nicht aus, denn mir wurde das Schicksal erspart, was viele Autos kurz vor der Grenze ereilen sollte: Von der deutschen Polizei angehalten und kontrolliert zu werden, die vor der Grenze an jedem Parkplatz und jeder Raststätte präsent war und sogar mit Ferngläsern die Insassen der Richtung Schweiz fahrenden Fahrzeuge begutachtete. In Basel angekommen, tauschte ich an der Messe meinen Voucher gegen eine "echte" Eintrittskarte auf Papier, und war glücklich, dass es sich wohl doch nicht um einen Traum handelte.

So richtig konnte ich das aber erst glauben, als ich wirklich im Stadion stand. Es ging also in das größte Stadion des eidgenossenschaftlichen Landes, mit dem St.-Jakob-Park in Basel. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich der heutige Kurzausflug über die Grenze ins Nachbarland voll gelohnt hat, denn es entwickelte sich eines der besten und mitreißendsten Spiele, das ich jemals live im Stadion erleben durfte. Matchwinner wurde dabei ausgerechnet Bastian Schweinsteiger, der im Vorrundenspiel gegen Kroatien noch vom Platz geflogen war. Das 1:0 heute erzielte er selbst und das 2:0 und das 3:1 bereitete er herrlich vor.

Gleich von der ersten Minute merkte man dem deutschen Team an, dass man es nach den bisher eher dürftigen Leistungen heute mal allen so richtig zeigen wollte. Man war als krasser Außenseiter ins Spiel gegangen, hatte Portugal doch die beiden ersten Gruppenspiele gegen die Türkei (2:0) und Tschechien (3:1) in überragender Art und Weise gewonnen. Aber heute wurden sie von einer völlig neuen taktischen Ausrichtung des deutschen Teams total überrascht. Deutschland überzeugte mit einem 4-2-3-1, mit nur einem Stürmer (Miroslav Klose) und drei offensiven Mittelfeldspielern dahinter (Lukas Podolski, Michael Ballack und Bastian Schweinsteiger) total und zog deshalb absolut verdient ins Halbfinale ein.

Ein Doppelschlag in der 22. und 26. Minute war heute der Schlüssel zum Erfolg. Zuerst setzte sich Podolski auf der linken Seite schön durch und passte in die Mitte zu Schweinsteiger, der zum 1:0 einschob. Nach einem Freistoß von Schweinsteiger köpfte Klose nur vier Minuten danach den Ball zum 2:0 ins Netz. Kurz vor der Pause verlor das deutsche Team dann aber etwas die Konzentration und kassierte das 2:1-Anschlusstor durch Nuno Gomes. Beinahe hätte der ansonsten heute schwache Cristiano Ronaldo bei seiner besten Aktion vor der Pause noch den Ausgleich erzielt.

Nach ca. einer Stunde Spielzeit sorgte Ballack per Kopf (wieder nach Freistoß von Schweinsteiger) mit dem 3:1 für die endgültige Entscheidung und grenzenlosen Jubel auf deutscher Seite. Zwar warf Portugal anschließend alles vorne und stürmte mit fünf Angreifern auf das deutsche Tor von Jens Lehmann, aber außer dem erneuten Anschlusstor von Helder Postiga drei Minuten vor dem Ende sprang dabei nichts zählbares mehr heraus.

 

Das St.-Jakob-Stadion ist beim ersten Stadionbesuch wirklich sehr schwer zu finden, denn ähnlich wie zum Beispiel das Ullevaal Stadion in Oslo sieht es durch ein direkt angrenzendes Einkaufs- und Bürozentrum von außen überhaupt nicht wie ein Stadion aus, und erst wirklich, wenn man in seinem Block ist und auf den Rasen blickt, merkt man, dass man schon im Stadion ist. Aber von innen kann der St.-Jakob-Park total überzeugen und gehört für mich definitiv ganz weit nach oben auf die Liste der schönsten Grounds, die ich bisher besucht habe. Es ist ein reines Fußballstadion und ohne Zäune ist man im Unterrang dermaßen nah am Spiel dran, dass man bei entsprechedem Spielverlauf einfach mitgehen muss. Dazu war die Stimmung im deutschen Fanblock natürlich durch den heutigen Spielverlauf einfach nur klasse. Insgesamt befanden sich unter den ca. 40.000 Zuschauern allerhöchstens 3.000 portugiesische Anhänger. Das war ganz sicher auch der Grund, warum ich noch an eine Karte kommen konnte, denn dem portugiesischen Fußballverband waren regulär 8.000 Tickets zugeteilt worden, und die nicht genutzten Karten gingen also wieder kurz vor dem Anstoß in den freien Verkauf.

 

So war ich also praktisch an diesem Tag "wie die Jungfrau zum Kind" zu einem der geilsten Fußballspiele gekommen, das ich jemals live vor Ort erleben durfte, denn früh morgens hatte ich eigentlich noch daran gedacht, doch zum Büro zu fahren, um mich etwas von dem Frust abzulenken, dann doch keine Karte bekommen zu haben und um endlich aufzuhören, ständig im Internet nach Tickets zu suchen. Weil ein einigermaßen zu bezahlendes Hotelzimmer so spontan nicht mehr zu bekommen war, fuhr ich direkt nach dem Schlusspfiff glücklich und fast wie im Rausch direkt wieder die fünf Stunden zurück nach Bochum. Gegen fünf Uhr morgens erreichte ich die schönste Stadt der Welt wieder und fiel danach sofort glücklich in den Schlaf.