Stabæk
IF -
Vålerenga Oslo (2:0) 6:2
Spielort: Nadderud Stadion,
Bærum
Zuschauer: 7.141 (ausverkauft)
SIF: Knudsen
(83. Austbø) – Keller,
Skjønsberg, Sandberg, Høiland
– Andersson, Hauger, Farnerud, Alanzinho
(83. Kjølø) –
Nannskog, Gunnarsson (77. Palmason)
VIF: Perkins – dos
Santos, Muri, Wæhler (42. Shelton), Jepsen –
Strand,
Zajic (66. Singh), Fredheim Holm - Berre (46. K.Hæstad),
Sæternes, Abdellaoue
Tore:
1:0 Gunnarsson (32., Kopfball, Vorarbeit Farnerud),
2:0 Gunnarsson (42., Kopfball, Høiland),
3:0 Andersson (50., Rechtsschuss),
4:0 Gunnarsson (60., Ecke direkt verwandelt),
4:1 Abdellaoue (72.),
4:2 Abdellaoue (80., Singh),
5:2 Palmason (83., Rechtsschuss),
6:2 Keller (90., Rechtsschuss, Høiland)
Schiedsrichter:
Brage Sandmoen (Kjelsås)
Am
letzten Oktober-Wochenende 2008 stand für mich eine weitere
Kurztour für ein verlängertes Wochenende nach Oslo
auf dem Programm. Am späten Freitagabend flog ich mit
"Norwegian" von
Düsseldorf zum Hauptflughafen von Oslo, genauergesagt nach
Gardermoen, das 80 km von der Hauptstadt entfernt liegt. Mit dem
modernen und wahnsinnig schnellen "Flytoget" ("Flugzug") ging
es in ca. 30 Minuten mit durchschnittlich 210 km/h weiter zum
Hauptbahnhof der
norwegischen Hauptstadt. Nach Ankunft im Hotelzimmer in
Bahnhofsnähe weit
nach Mitternacht total k.o., ging es für mich direkt in die
Federn. In Sachen
Sightseeing gab es für mich in Oslo nicht mehr allzuviel
entdecken, also fuhr ich am Samstagvormittag mit dem Bus nach Fornebu,
dem ehemaligen Hauptflughafen von Oslo, wo mein zweitliebster
Fußballklub, Stabæk,
zu dieser Zeit gerade eine neue moderne Arena baute, in die man im
folgenden Frühjahr einziehen würde. Danach ging es
noch per Bahn hinauf zum höchsten Berg Oslos, um sich den
Stand der
Bauarbeiten der neuen Holmenkollen-Skisprungschanze anzuschauen. Abends
traf ich mich dann noch mit ein paar norwegischen und deutschen
Freunden in einer Rockkneipe im
Zentrum Oslos, um ein paar
Glas Bier zu genießen. Skurrilerweise tanzten
währenddessen gleich
nebenan einige Norweger in einem großen Festzelt mit
Lederhosen und Trachtenkleidung
zu deutscher Volksmusik beim "Oktoberfest Oslo".
Spätestens
an diesem Sonntagmorgen begann es dann zu kribbeln. Extreme Vorfreude
machte sich bei mir so langsam breit. Denn Stabæk hatte in
dieser Spielzeit die große Chance, zum allerersten
Mal Norwegischer Fußballmeister zu werden. Die
"Blauen" hatten in diesem Jahr lange Zeit die Tabelle der norwegischen
Eliteklasse angeführt und auch immer wieder die Gegner
teilweise vorgeführt. Bereits einige Monate zuvor hatte ich
mir in weiser Voraussicht auf ein "Endspiel" oder zumindest
entscheidendes Duell ein Online-Ticket für das letzte
Stabæk-Heimspiel in dieser Saison am vorletzten Spieltag
gegen Lokalrivale Vålerenga Oslo bestellt: ziemlich mittig im
unteren Bereich der Haupttribüne mit hervorragender Sicht auf
das Spielfeld und auch auf beide aktiven Fanszenen.
Und der gesamte Ausflug hatte sich auf jeden Fall gelohnt. Denn
Stabæk schaffte es tatsächlich und wurde an diesem
Abend zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte Norwegischer
Fußballmeister, genauer gesagt
"Seriemester 2008", wie man in Norwegen so schön sagt. Durch
ein fulminates
Offensiv-Feuerwerk, wie so oft in dieser Saison, und einen
spektakulären 6:2-Erfolg gegen Lokalrivale Vålerenga
Oslo
machte man am vorletzten Spieltag der Saison den ersten Meistertitel
endgültig perfekt. Der vorentscheidende Sieg war am Wochenende
zuvor mit einem 2:1-Auswärtserfolg bei Vorjahresmeister und
Titelverteidiger Brann Bergen gelungen. So hatte man vor dem heutigen
Spiel sechs Punkte und mehr als 20 Tore Vorsprung bei noch zwei
ausstehenden Spielen vor dem einzigen direkten Konkurrenten,
Fredrikstad FK. Also konnte eigentlich nur noch ein großes Wunder den ersten Meistertitel verhindern. So war ganz Bærum
(so heißt die Stadt, zu der Stabæk
gehört) schon
vor dem Spiel in Partylaune. Bereits vor dem Spiel wurde in der
Innenstadt von Bekkestua mit großer Bühne, Livemusik
und viel Pyrotechnik gefeiert, im
Vereinspub lief das Bier schon lange vor Anpfiff in Strömen aus den
Zapfhähnen. Kurz vor
Spielbeginn wurde dann noch ein gemeinsamer Marsch aller Fans zum
Stadion organisiert.
Nach sechs Minuten in diesem Spiel gab es dann auch schon den ersten
großen Jubel
im Nadderud Stadion von Stabæk.
Denn der Stadionsprecher hatte bekanntgegeben, dass Konkurrent
Fredrikstad 0:1 bei
Molde FK hinten liegt, und das hätte natürlich zu
diesem Zeitpunkt den definitiv
feststehenden Meisterschaftsgewinn für Stabæk
bedeutet. Viel Spannung kam an
diesem Abend dann trotzdem nicht mehr auf. Und dafür sorgte
vor
allem Stabæk
selbst. Der mit seinen 1,76 m nicht gerade als Kopfballungeheuer
bekannte isländische Publikumsliebling Veigar Pall Gunnarsson
traf gleich zwei Mal vor
der Pause mit dem Kopf und sorgte für einen sicheren
2:0-Pausenvorsprung.
Kurz nach der Pause erhöhte der Schwede Johan Andersson auf
3:0,
nach einer Stunde Spielzeit verwandelte wiederum Gunnarsson mit seinem
dritten Tor des Tages einen Eckball direkt
zum 4:0. Damit war das Zwischenergebnis aus Molde ja eigentlich total
uninteressant geworden. Dass Fredrikstad das Spiel noch drehte und 2:1
gewann, bekam kaum jemand im Stadion mit (war aber auch völlig
egal). Der Stabæk-Anhang
feierte nach dem 4:0 ausgelassen und lautstark den in ein paar Minuten
feststehenden ersten Meistertitel ihres Lebens. Auch das Stabæk-Team
war wohl in den folgenden Minuten in den Gedanken schon bei der
anschließenden
Meisterfeier, denn plötzlich ließ die Konzentration
nach und
Vålerenga Oslo kam durch zwei Tore von Mohammed Abdellaoue
auf
4:2 heran. Bis dahin hatte man mehr "mit" den Hauptstädtern
als
"gegen" die Hauptstädter gespielt.
Aber nur drei Minuten nach dem 4:2 erhöhte der gerade
eingewechselte Isländer Palmi Palmason (der
das entscheidende 2:1 am letzten Wochenende bei Brann in der
90.Minute erzielt hatte) wieder auf 5:2. Die Erlösung von Fans
und
Spielern spürte man sofort, denn jetzt spielte Stabæk
wieder "mit" dem Gegner, und stellte schließlich in der 90.
Minute durch die
dänische Kampfmaschine Christian Keller sogar auch noch den
alten
Vier-Tore-Abstand
wieder her.
Nach dem Spiel gab es die Siegerehrung, Pokalübergabe und den
scheinbar inzwischen überall obligatorischen Konfettiregen.
Anschließend gab es noch ein Feuerwerk zu Ehren des Nadderud
Stadions, von dem Stabæk
sich an diesem Abend (vorerst) verabschiedete. In der nachfolgenden
Saison trug
man seine Heimspiele in der neuen, hochmodernen Telenor Arena aus. An diesem Abend aber
wurde erst einmal auf dem Marktplatz von Bekkestua, nur einen Steinwurf entfernt
vom
Nadderud Stadion, wieder mit Livemusik und viel Alkohol
kräftig bis tief in die
Nacht weitergefeiert.
Meister wird man ja nicht an jedem Tag, und als Fan des VfL Bochum war
das schon etwas besonderes, und ließ mich wieder einmal davon
träumen, einmal im Leben mit dem VfL den DFB-Pokal zu gewinnen.
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