Ungarn
- Deutschland (0:1) 0:3
Spielort: Puskás
Ferenc-stadion, Budapest
Zuschauer: 14.000
HUN: Kiraly - Bodnar (85. Laczko),
Vanczak,
Horvath, Bodor (46. Töszer) - Juhasz (72. Szelesi), Vadocz -
Huszti
(72. Priskin), Dzsudzsak - Koman (88. Lazok) - Torghelle (61. Nemeth)
GER: Neuer - Boateng, Mertesacker,
A.Friedrich
(71. Badstuber), Westermann - Khedira (46. Aogo), Kroos (61. Marin) -
Trochowski (61. Jansen), Özil (46. Cacau), Podolski - Klose
(61. Gomez)
Tore:
0:1 Podolski (5., Foulelfmeter, Linksschuss, Vorarbeit Mertesacker),
0:2 Gomez (69., Rechtsschuss, Vorarbeit Marin),
0:3 Cacau (72., Linksschuss, Vorarbeit Mertesacker)
Schiedsrichter: Claus Bo Larsen
Nach der Schweden-Tour zu Pfingsten folgte im Anschluss in diesem Jahr
noch ein
kleiner Wochenendausflug in die ungarische Hauptstadt Budapest, wo das
deutsche Nationalteam das vorletzte Testspiel vor der
Fußball-WM
2010 in Südafrika absolvierte und souverän und ohne
Probleme
gegen sehr sehr schwache ungarische Gastgeber gewann. Das Fazit dieser
Reise könnte lauten: wunderschöne Stadt, geiles
Wetter
(tagsüber immer um die 30 °C), viel zu wenig Zeit,
langweiliges Testspiel mit wenig Stimmung und einige wenige sehr
peinliche Landsleute. Reisen erweitert den Horizont, sagt man so
schön, aber bei manch einem erweitern zu viel Sonne und Bier
wohl
eher die Leere im Hirn.
An diesem Freitagabend ging es mit Lufthansa von Düsseldorf in
ca.
zwei Stunden direkt nach Budapest, d.h. von 10°C und Dauerregen
im
Ruhrgebiet bzw. Rheinland ins schwülwarme Budapest, wo es
auch spätabends immer noch 25°C waren. Kurz vor dem
Abflug hatte
ich für uns nach langer Suche doch noch ein Superangebot
für
ein kleines Hotel in unmittelbarer Nähe zur
Kettenbrücke,
unterhalb der Burg, also direkt in der City, gefunden. So konnte am
späten Abend in paar Minuten zu Fuß und ohne lange
Suche
oder Anfahrt noch die schöne Innenstadt mit netten Lokalen und
Restaurants getestet werden. Diesen Test bestand Budapest mit Bravour.
Eine wirklich wahnsinnig schöne, sehr lebendige Stadt, in der
vor
allem in einer lauen Sommernacht auch spätabends noch das
Leben
pulsiert und tausende Menschen noch die Restaurants, Bars oder Parks
bevölkern. Das Bier und das Essen sind verdammt lecker, und
nicht
besonders teuer, auch wenn es vielleicht außerhalb der
Touristenzentren sogar noch günstiger ist. Sehr schön sind in
Budapest auch die so genannten Ruinenbars, die aus ehemaligen
Abrisshäusern mit Sperrmüllmöbeln und
Graffitiwänden gestaltet wurden, aber unendlich gemütlich
sind und mittlerweile absolut Kult sind. Dementsprechend
lang
wurde der Freitag Abend aber dann trotz eigentlicher Müdigkeit
noch.
Der Samstag gehörte zunächst ganz dem Sightseeing der
ungarischen Hauptstadt, die die neuntgrößte Stadt
der
Europäische Union ist. Mein Lieblingsmotiv war ganz klar die
Kettenbrücke mit Blick auf den Burgberg zum einen, und dem
schönen Parlament zum anderen. Auf den Burgberg habe ich es
leider
nicht geschafft, aber ich war ja hoffentlich nicht zum letzten Mal
hier!
Die ganz typische Kultur der ungarischen Thermalbäder und
Badehäuser unter freiem Himmel, die ja auch noch sowohl
historisch
als auch architektonisch wichtige Zeitzeugen sind, konnte ich leider
zeitbedingt auch nicht testen, aber man muss ja auch noch Ziele
für einen möglichen nächsten Besuch hier
haben.
Überzeugen konnte aber definitiv auch die große
Markthalle,
mit fast 200 Ständen auf zwei Etagen. Die Budapester
Staatsoper
stammt, wie viele andere bedeutende Bauwerke in der Stadt auch, noch
aus der Zeit der Österreich-Ungarischen Doppelmonarchie
zwischen
1867 und 1918.
Das WM-Testspiel an diesem Abend war jedenfalls nicht mehr als ein
nettes Trainingsspielchen und der Großteil der Fans im
deutschen
Block war nicht sonderlich daran interessiert, das eigene Team
lautstark zu supporten. Insgesamt waren unter den ca. 14.000 Zuschauern
ca. 2/3.000 deutsche Fans. Dreimal musste der Keeper mit der
Joggingbuchse am Ende hinter sich greifen. Bei den Gastgebern hatte
sich dagegen ein kleiner Supporter-Block gebildet, der teilweise sogar
sehr laut war und sein Team recht durchgängig
unterstützte,
obwohl Spiel und Anlass eigentlich gar nicht sonderlich dazu einluden.
Nach dem Spiel ging es mit der U-Bahn wieder zurück in die
Innenstadt, um bis spät in die Nacht noch die kulinarischen
Köstlichkeiten Ungarns und das sehr coole Nachtleben Budapests
zu
genießen. Auf den Bildschirmen in den Kneipen liefen dazu
Livebilder von Lenas Erfolg beim Eurovision Song Contest in Oslo.
Es war erst der vierte Auswärtssieg in Ungarn für das
deutsche Nationalteam. In jetzt bislang 16 Begnegungen auf ungarischem
Boden gab es sechs ungarische Siege, sechs Unentschieden und aktuell
also vier deutsche Siege. Weil die meisten dieser Duelle aber schon
längere Zeit her sind, kann man erkennen, welch enorme
Bedeutung
der heutige "Fußballzwerg" Ungarn früher einmal
für den
Weltfußball hatte. Die Ungarn waren zweimal Vize-Weltmeister
(1938 in Frankreich und eben 1954 in der Schweiz), waren insgesamt
neunmal für WM-Endrunden qualifiziert (das bislang letzte
Mal 1986 in Mexiko), einmal Vize-Europameister (1964 in
Spanien)
und dreimal Fußball-Olympiasieger (1952 in Helsinki, 1964 in
Tokio und 1968 in Mexiko-Stadt; 1972 in München holte man
Olympia-Silber).
Pflichtspiele zwischen den beiden Verbänden gab es bisher
lediglich zwei, aber diese beiden Duelle sind bis zum heutigen Tag
legendär und unvergessen. Bei der Fußball-WM 1954 in
der
Schweiz deklassierten die Ungarn, die als großer Titelfavorit
in
dieses Turnier gestartet waren, zunächst in Basel in der Vorrunde eine
deutsche B-Elf mit 8:3. Nur 14 Tage später traf man sich im
WM-Finale im Wankdorf-Stadion zu Bern schon wieder. Dieses Mal siegte
der damalige krasse Außenseiter Deutschland völlig
überraschend mit 3:2 gegen erneut favorisierte Ungarn und
holte
sich so den allerersten WM-Titel; es war jenes Spiel, was
später
als "Wunder von Bern" in die Geschichte eingehen sollte.
Am viel zu frühen Sonntagmorgen, nach viel zu wenig Schlaf,
stand
leider schon wieder der Rückflug ins 20 Grad kühlere
Düsseldorf an. Das vorher reservierte Taxi zum Flughafen war
zwar
pünktlich, aber der Fahrer wollte an diesem Tag offenbar einen
neuen Streckenrekord aufstellen, denn wir "flogen" mit 150 Sachen
über Straßen, auf denen weniger als die
Hälfte km/h
zugelassen waren. Er nutzte dabei auch konsequent noch alle
vier
Spuren aus, so dass wir uns eher wie bei einem Autorennen
fühlten.
Immerhin führte das dazu, dass wir frühmorgens um 5
schon so
richtig wach waren.
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