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  Helsingborgs IF Offiziell
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1. Liga Schweden 2009 - Sonntag, 23. August 2009, 18:00 Uhr
Helsingborgs IF - GAIS Göteborg (0:1) 0:1

Spielort: Olympia Stadion, Helsingborg
Zuschauer: 9.760
HIF: Hansson - Wahlstedt (46. de Oliveira), Nilsson, Ekstrand, Tambura (72. Chansa) - C.Andersson, Landgren, Skúlason, Mahlangu - Makondele, Sundin   
GAIS:
Jankulovski - Lundén, Lundgren, Angus, Gustafsson - Mårtensson, Hédinsson (75. Romario) - Lindström, Wanderson, Lycén (65. Spong) - Ericsson  
Tore:
0:1 Hédinsson (8., Vorarbeit Ericsson)
Schiedsrichter: Åke Andreasson
Gelb-Rote Karte: Skúlason (14., HIF), Sundin (83., HIF)


Nach einem interessanten Samstag auf dem Land in Dänemark ging es an diesem Sonntag wieder in städtische Gefilde. Zunächst einmal vom Nachtquartier im dänischen Odense aus über die Autobahn ins drei Autostunden entfernte Kopenhagen. Von der dänischen Hauptstadt aus erreichte ich nach halbstündiger Autofahrt über die imposante Öresundbrücke (siehe Bilder) das schwedische Malmö. Nach kurzer Pause mit etwas Sonnenbaden am wirklich wunderschönen Stadtstrand Malmös wurde schließlich das heutige Etappenziel Helsingborg angesteuert, das noch einmal eine halbe Stunde nördlich von Malmö entfernt liegt.

Nach dem üblichen Sightseeing in der Innenstadt, am Strand (u.a. mit dem Palmenstrand mit dem schönen Namen "Tropical Beach") ging es in den sehr schönen Hafen, von dem aus man auch mit der Fähre kurz hinüber ins dänische Helsingør fahren kann. Helsingborg ist mit seinen knapp über 100.000 Einwohnern die achtgrößte Stadt Schwedens und verfügt über den zweitgrößten Hafen des Landes. Die herausragendste Sehenswürdigkeit der Gemeinde ist sicherlich der restaurierte Burgturm "Kärnan", ein Rest der mittelalterlichen Befestigungsanlage Helsingborgs, von dem man nicht nur einen schönen Überblick über die Stadt hat, sondern auch bis ins doch sehr nahe Dänemark blicken kann. Helsingborg bietet neben vielen sehr schönen Sandstränden, drei alten Seebadehäusern, einigen interessanten Restaurants mit über 100-jähriger Tradition angeblich auch noch eine der höchsten Kneipendichten Schwedens, die ich aber leider an diesem Tag nicht testen konnte, da ich am Abend schon wieder die Abreise Richtung Deutschland mit dem Auto geplant hatte. 

Auch nur ein paar Meter von der Innenstadt entfernt liegt das "Olympia Stadion", die Heimat von Helsingborgs IF, die an diesem Tag besuchte. Hier hatte die deutsche U21-Nationalmannschaft nur wenige Wochen zuvor in diesem Jahr mit 1:0 gegen Italien gewonnen und kam so ins Finale der U21-Europameisterschaft, das man letztendlich in Malmö gegen England mit 4:0 gewann. Benannt ist das Stadion von HIF übrigens nach dem Stadtteil Olympia, und nicht, wie man vielleicht glauben könnte, weil in der Arena mal Olympische Spiele stattgefunden haben. Eröffnet wurde der Ground im Jahr 1898. Seitdem wurde das Stadion unzählige Male renoviert, um- und neugebaut. Die aktuelle Modernisierung soll im Jahr 2017 abgeschlossen sein. Das größte Ereignis im "Olympia" dürfte die Fußball-Weltmeisterschaft 1958 gewesen sein, wo hier zwei Spiele stattfanden.

 

In der Innenstadt von Helsingborg herrschte an diesem Tag schon lange vor dem Anpfiff so etwas wie Fußballstimmung. Die Gästefans von GAIS Göteborg hatten sich schon am frühen Nachmittag in einem Pub in Hafennähe niedergelassen, feierten dort laut singend und zündeten mehrere Rauchbomben und Bengalos, unter strenger Beobachtung der schwedischen Polizei, die aber (noch) nicht eingriff. Bei der Ankunft am Stadion zeigte sich der schwedische Fußball gleich von seiner dunklen Seite. Die Gästefans von GAIS versuchten sich beim Erreichen des Stadions aus der Einkesselung der Polizei zu befreien. Die Polizei prügelte die Gästeanhänger daraufhin mit Gewalt in Richtung Gästeblock, worauf sich heftige Auseinandersetzungen entwickelten. Von Weitem sah man nur die schweren Absperrgitter durch die Luft wirbeln, dazu durch die Luft fliegende Leuchtraketen und Rauchbomben sowie berittene Polizei, die heftig mit Schlagstöcken austeilte. So mussten fast alle festgenommenen Gästeanhänger auch anschließend ärztlich versorgt werden. Bereits beim Hinspiel im April des gleichen Jahres hatte es ähnliche Szenen gegeben, als die Anhänger von Helsingborgs IF erst den Göteborger Hauptbahnhof verwüsteten und dann auch nur mit Polizeigewalt daran gehindert werden konnten, den Heimbereich der GAIS-Anhänger zu stürmen.

Das Ganze setzte sich auch auf dem Rasen fort, denn auch Spieler und Verantwortliche der beiden Klubs scheinen sich nicht gerade zu mögen. Obwohl die ärgsten Rivalen von Helsingborg eigentlich Malmö FF und von GAIS eigentlich die beiden Göteborger Stadtrivalen IFK und Örgryte sind, gab es heutige richtige Derbyatmosphäre, was einem als neutralen Beobachter doch sehr gefiel. Auf dem Platz brannte es genauso wie vor dem Spiel bei den Fans. Gleich zwei Spieler von Helsingborg durften schon vorzeitig vor dem Abpfiff Duschen gehen, immer wieder gab es heftige Wortgefechte zwischen den Spielern und zum Schluss gab es fast noch eine Prügelei zwischen den Verantwortlichen beider Klubs. Laut schwedischen Medien soll es nach dem Spiel auch noch zu Auseinandersetzungen in den Katakomben gekommen sein.  

Die abstiegsgefährdeten Gäste aus Göteborg gewannen also diese überaus hitzige Partie mit 1:0 durch ein Tor bereits in der achten Minute. Bei den Gastgebern fehlten mit dem schwedischen Nationalspieler Henrik Larsson, der seine erfolgreiche Karriere bei seinem Heimatklub ausklingen ließ und dem ehemaligen Rostocker Marcus Lantz die beiden "Leitwölfe" des Teams. Nach dem Ausfall der beiden lief es bei HIF in dieser Spielzeit nicht mehr so richtig. Davon profitierten an diesem Abend auch die Gäste aus Göteborg, die sich durch diesen wichtigen Auswärtssieg auf einen Nichtabstiegsplatz nach vorne kämpften. Die Saison in Schweden, die ja im Kalenderjahr ausgetragen wird, befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits in der Endphase. An diesem Wochenende wurde der 20. von insgesamt 30 Spieltagen ausgetragen.

Direkt nach Abpfiff wurde es dann für mich doch noch etwas stressig. Allerdings nur, weil es darum ging, möglichst schnell vom Stadion wegzukommen, weil die gebuchte 22:00-Uhr-Fähre von Trelleborg nach Travemünde sicherlich nicht warten würde und definitiv pünktlich ablegen würde. Bei Geschwindigkeitsbegrenzungen von 120, 100 oder teilweise nur 80 km/h auf den schwedischen Autobahnen wurde es dann doch recht knapp, aber als eines der letzten Autos wurde ich schließlich noch auf die Fähre gelassen. Dort wurde ich nach ganz außen zwischen die Lkws platziert, was aber außer der Gischt auf dem Auto am nächsten Morgen auch nicht besonders schlimm war.

Die "Helsingborgs Idrottsförening", zu deutsch "Helsingsborgs Sportvereinigung", wurde am 4. Juni 1907 gegründet, als "Svea Helsingborg" und "Svithiod Helsingborg" fusionierten. Mit insgesamt 67 Spielzeiten in der höchsten Spielklasse des Landes, der Allsvenskan, sowie sieben Meistertiteln (1929, 1930, 1933, 1934, 1941, 1999 und 2011) und fünf Pokalsiegen (1941, 1998, 2006, 2010 und 2011) gehört man zu den erfolgreichsten Fußballvereinen des Königreiches. Der bekannteste Spieler des Klubs in den vergangenen Jahren ist sicherlich Henrik "Henke" Larsson. Der 106-malige schwedische Nationalspieler, der in seiner Karriere u.a. auch für Feyenoord Rotterdam, Celtic Glasgow und den FC Barcelona gespielt hatte, begann seine Karriere bei HIF und ließ sie auch bei seinem Herzensverein Ende der 2000er Jahre wieder ausklingen. Anschließend arbeitete er auch noch - aber weniger erfolgreich - als Trainer für die Südschweden. Zwischen 1912 und 1971 hieß der Klub übrigens Hälsingborgs IF, als mit "ä" geschrieben, weil die Stadt Helsingborg auf Grund einer Rechtschreibreform seinen Namen geändert hatte. Das wurde schließlich 1971 wieder rückgängig gemacht, und seitdem schreibt sich auch der Fußballverein wieder mit "e".