Helsingborgs
IF - GAIS Göteborg (0:1) 0:1
Spielort: Olympia Stadion,
Helsingborg
Zuschauer: 9.760
HIF: Hansson - Wahlstedt (46. de
Oliveira), Nilsson, Ekstrand, Tambura (72. Chansa) - C.Andersson,
Landgren, Skúlason, Mahlangu - Makondele, Sundin
GAIS: Jankulovski -
Lundén, Lundgren, Angus, Gustafsson - Mårtensson,
Hédinsson (75. Romario) - Lindström, Wanderson,
Lycén (65. Spong) - Ericsson
Tore:
0:1 Hédinsson (8., Vorarbeit Ericsson)
Schiedsrichter: Åke
Andreasson
Gelb-Rote
Karte: Skúlason (14., HIF), Sundin (83., HIF)
Nach
einem interessanten Samstag auf dem Land in Dänemark ging es
an
diesem
Sonntag wieder in städtische Gefilde. Zunächst einmal
vom
Nachtquartier im dänischen Odense aus über die
Autobahn ins
drei
Autostunden
entfernte Kopenhagen. Von der dänischen Hauptstadt aus erreichte
ich
nach halbstündiger Autofahrt über die imposante
Öresundbrücke (siehe Bilder) das schwedische
Malmö. Nach
kurzer Pause mit etwas Sonnenbaden am wirklich wunderschönen
Stadtstrand Malmös wurde schließlich das heutige
Etappenziel
Helsingborg angesteuert, das noch einmal eine halbe Stunde
nördlich von Malmö entfernt liegt.
Nach
dem üblichen Sightseeing in der Innenstadt, am Strand (u.a.
mit
dem
Palmenstrand mit dem schönen Namen "Tropical Beach") ging es
in
den sehr
schönen Hafen, von dem aus man auch mit der Fähre
kurz
hinüber ins dänische Helsingør fahren
kann.
Helsingborg ist mit seinen knapp über 100.000 Einwohnern die
achtgrößte Stadt Schwedens und verfügt
über den
zweitgrößten Hafen des Landes. Die herausragendste
Sehenswürdigkeit der Gemeinde ist sicherlich der restaurierte
Burgturm "Kärnan", ein Rest der mittelalterlichen
Befestigungsanlage Helsingborgs, von dem man nicht nur einen
schönen Überblick über die Stadt hat,
sondern auch bis
ins doch sehr nahe Dänemark blicken kann. Helsingborg bietet
neben
vielen sehr schönen Sandstränden, drei alten
Seebadehäusern, einigen interessanten Restaurants mit
über
100-jähriger Tradition angeblich auch noch eine der höchsten
Kneipendichten Schwedens, die ich aber leider an diesem Tag nicht
testen konnte, da ich am Abend schon wieder die Abreise Richtung
Deutschland mit dem Auto geplant hatte.
Auch
nur ein paar Meter von der Innenstadt entfernt liegt das "Olympia
Stadion", die Heimat von Helsingborgs IF, die an diesem Tag besuchte.
Hier hatte die deutsche
U21-Nationalmannschaft nur wenige Wochen zuvor in diesem Jahr mit 1:0
gegen Italien
gewonnen und kam so ins Finale der U21-Europameisterschaft, das man
letztendlich in Malmö gegen England mit 4:0 gewann. Benannt ist das Stadion von HIF übrigens nach dem
Stadtteil
Olympia, und nicht, wie man vielleicht glauben
könnte, weil in der Arena mal Olympische Spiele stattgefunden
haben. Eröffnet wurde der Ground im Jahr 1898. Seitdem wurde
das
Stadion unzählige Male renoviert, um- und neugebaut. Die
aktuelle
Modernisierung soll im Jahr 2017 abgeschlossen sein. Das
größte Ereignis im "Olympia" dürfte die
Fußball-Weltmeisterschaft 1958 gewesen sein, wo hier zwei
Spiele
stattfanden.
In
der Innenstadt von Helsingborg herrschte an diesem Tag schon lange vor
dem Anpfiff so etwas wie Fußballstimmung. Die
Gästefans von GAIS
Göteborg hatten sich schon am frühen Nachmittag in
einem Pub in Hafennähe
niedergelassen, feierten dort laut singend und zündeten
mehrere
Rauchbomben und Bengalos, unter strenger Beobachtung der schwedischen
Polizei, die aber (noch) nicht eingriff. Bei
der Ankunft am Stadion zeigte sich der schwedische Fußball
gleich
von seiner dunklen Seite. Die Gästefans von GAIS versuchten
sich
beim Erreichen des Stadions aus der Einkesselung der Polizei zu
befreien. Die Polizei prügelte die
Gästeanhänger
daraufhin mit Gewalt in Richtung Gästeblock, worauf sich
heftige
Auseinandersetzungen entwickelten. Von Weitem sah man nur die schweren
Absperrgitter durch die Luft wirbeln, dazu durch die Luft
fliegende Leuchtraketen und
Rauchbomben sowie berittene Polizei, die heftig mit
Schlagstöcken
austeilte. So mussten fast alle festgenommenen
Gästeanhänger auch
anschließend ärztlich versorgt werden. Bereits beim
Hinspiel
im April des gleichen Jahres hatte
es ähnliche Szenen gegeben, als die Anhänger von
Helsingborgs
IF erst den Göteborger Hauptbahnhof verwüsteten und
dann auch
nur mit Polizeigewalt daran gehindert werden konnten, den Heimbereich
der GAIS-Anhänger zu stürmen.
Das
Ganze setzte sich auch auf dem Rasen fort, denn auch Spieler und
Verantwortliche der beiden Klubs scheinen sich nicht gerade zu
mögen. Obwohl die ärgsten Rivalen von Helsingborg
eigentlich
Malmö FF und von GAIS eigentlich die beiden
Göteborger
Stadtrivalen IFK und Örgryte sind, gab es heutige richtige
Derbyatmosphäre, was einem als neutralen Beobachter doch sehr
gefiel. Auf dem Platz brannte es genauso wie vor dem
Spiel bei den Fans. Gleich zwei Spieler von Helsingborg durften schon
vorzeitig vor dem Abpfiff
Duschen gehen, immer wieder gab es heftige Wortgefechte zwischen den
Spielern und zum Schluss
gab es fast noch eine Prügelei zwischen den Verantwortlichen
beider Klubs. Laut schwedischen Medien soll es nach dem Spiel auch noch
zu Auseinandersetzungen in den Katakomben gekommen sein.
Die
abstiegsgefährdeten Gäste aus Göteborg
gewannen also diese überaus hitzige Partie mit 1:0 durch ein
Tor bereits in der achten
Minute. Bei den Gastgebern fehlten mit dem schwedischen Nationalspieler
Henrik Larsson, der seine erfolgreiche Karriere bei seinem Heimatklub
ausklingen ließ und dem ehemaligen Rostocker Marcus
Lantz die
beiden "Leitwölfe" des Teams. Nach dem Ausfall der beiden lief
es bei
HIF in dieser Spielzeit nicht mehr so richtig. Davon profitierten an
diesem Abend auch die Gäste aus Göteborg,
die
sich durch diesen wichtigen Auswärtssieg auf einen
Nichtabstiegsplatz nach vorne
kämpften. Die Saison in Schweden, die ja im Kalenderjahr
ausgetragen wird, befand sich zu diesem
Zeitpunkt bereits in der
Endphase. An diesem Wochenende wurde der 20. von insgesamt 30
Spieltagen ausgetragen.
Direkt
nach Abpfiff wurde es dann für mich doch noch etwas stressig.
Allerdings nur,
weil es darum ging, möglichst schnell vom Stadion wegzukommen,
weil die gebuchte 22:00-Uhr-Fähre von Trelleborg nach
Travemünde
sicherlich
nicht warten würde und definitiv pünktlich ablegen
würde. Bei
Geschwindigkeitsbegrenzungen von 120, 100 oder teilweise nur 80 km/h
auf den schwedischen Autobahnen wurde es dann doch recht knapp, aber
als
eines der letzten Autos wurde ich schließlich noch auf die
Fähre gelassen.
Dort wurde ich nach ganz außen zwischen die Lkws platziert,
was
aber außer der Gischt auf dem Auto am nächsten
Morgen auch
nicht besonders schlimm war.
Die
"Helsingborgs
Idrottsförening",
zu deutsch "Helsingsborgs Sportvereinigung", wurde am 4. Juni 1907
gegründet, als "Svea Helsingborg" und "Svithiod Helsingborg"
fusionierten. Mit insgesamt 67 Spielzeiten in der höchsten
Spielklasse des Landes, der Allsvenskan, sowie sieben Meistertiteln
(1929, 1930, 1933, 1934, 1941, 1999 und 2011) und fünf
Pokalsiegen
(1941, 1998, 2006, 2010 und 2011) gehört man zu den
erfolgreichsten Fußballvereinen des Königreiches.
Der
bekannteste Spieler des Klubs in den vergangenen Jahren ist sicherlich
Henrik "Henke" Larsson. Der 106-malige schwedische Nationalspieler, der
in seiner Karriere u.a. auch für Feyenoord Rotterdam, Celtic
Glasgow und den FC Barcelona gespielt hatte, begann seine Karriere bei
HIF und ließ sie auch bei seinem Herzensverein Ende der
2000er
Jahre wieder ausklingen. Anschließend arbeitete er auch noch
-
aber weniger erfolgreich - als Trainer für die
Südschweden.
Zwischen 1912 und 1971 hieß der Klub übrigens
Hälsingborgs IF, als mit "ä" geschrieben, weil die
Stadt
Helsingborg auf Grund einer Rechtschreibreform seinen Namen
geändert hatte. Das wurde schließlich 1971 wieder
rückgängig gemacht, und seitdem schreibt sich auch
der
Fußballverein wieder mit "e".
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