Brøndby
IF - FC København
(0:1) 0:2
Spielort: Brøndby
Stadion, Brøndby
Zuschauer:
22.795
BIF: Andersen - Wass
(81. Frederiksen), Bischoff, van der Schaaf, Nilsson - Jensen,
Holmén - Larsen (63. Bernburg), Farnerud (71. Kristiansen),
Krohn-Dehli - Jallow
FCK: Wiland - Wendt,
Laursen, Jørgensen, Pospech - Vingaard (74. Delaney),
Nørregaard (86. Kristensen), Hutchinson (88. Ailton
Almeida),
Kvist - Grønkjær, N'Doye
Tore:
0:1
Jørgensen (40.),
0:2 N'Doye (68.)
Schiedsrichter: Lars Christoffersen
Schon
seit einigen Jahren träumte ich schon vom Besuch des
"Kopenhagen-Derbys", also von einem Besuch des Duells Brøndby
IF gegen den FC Kopenhagen. Anfang des Jahres 2010 nahm die
Erfüllung
dieses
Traums endlich Gestalt an. Für Anfang Mai, um den Maifeiertag
herum, nahm ich mir Urlaub,
kaufte mir ein Online-Ticket, aber verzweifelte ob der
Übernachtungspreise in Kopenhagen. Auch etwas weiter
südlich außerhalb von
Kopenhagen war nichts wirklich Preiswertes zu finden. Ein Blick auf die
Karte bei Google Maps brachte dann die Lösung: Warum nicht
einfach mal auf der
Insel
Fehmarn übernachten? Von dort aus startet alle 15 Minuten eine
Fähre nach
Dänemark, und anschließend sind es nur noch ca. 150
km
bis in
die dänische Hauptstadt. Für einen kurzen Tagestrip
vollkommen in Ordnung. Schnell war eine günstige
Übernachtung auf Fehmarn, sogar mit direktem Meerblick,
gefunden. So buchte ich
eine Ferienwohnung von Samstag bis Montag, und an dem Sonntag sollte es
den
Tagesausflug nach Kopenhagen geben. Am Samstagmittag kam ich also auf
der
(Sonnen-)Insel an, und war sofort begeistert, denn auch das Wetter
zeigte sich an diesem Wochenende
von seiner allerbesten Seite. So konnte man den Rest des Tages am Strand
liegend
genießen und sich auf die dänische Hauptstadt freuen.
Vom
Wochenend-Domizil auf der Ostseeinsel Fehmarn ging es dann am
Sonntagmorgen zunächst auf eine 45-minütige
Fährüberfahrt
hinüber nach Dänemark. Nach anschließender
1,5-stündiger Autofahrt wurde schließlich Kopenhagen
erreicht, wo an diesem Nachmittag also das Derby zwischen den beiden
größten und beliebtesten dänischen Klubs
angeschaut
werden sollte. Es wäre an diesem Tag natürlich auch ein
schöner Doppler drin gewesen, aber alle möglichen weiteren
Spielbesuchsplanungen
an
diesem Tag vor dem Derby ließ ich spontan fallen, um mich bei
dem prächtigen
Wetter ausführlich der dänischen Hauptstadt und
natürlich auch dem
Sonnenbaden sowie dem Testen der dänischen Hotdogs und Waffeln zu
widmen.
Irgendwann wurde dann auch Brøndby,
die kleine Stadt (mit etwas mehr als 35.000 Einwohnern), die direkt an
Kopenhagen grenzt und
verwaltungstechnisch aber mit zur Hauptstadtregion gehört,
angesteuert
und nach ca. 20-minütiger Autofahrt vom Zentrum Kopenhagens
aus
erreicht.
Dort herrschte, zwei Stunden vor Spielbeginn, schon reges Treiben und
vor dem Eingang zur Stehplatztribüne der Anhänger
von Brøndby
IF hatte sich bereits eine lange Schlange gebildet. Schon weit vor Spielbeginn
herrschte so etwas wie Derbystimmung rund um das "Brøndby
Stadion". Als sich die aktive Anhängerschar des FC Kopenhagen,
die gemeinsam per Zug nach Brøndby
angereist war, dem Stadion näherte, kamen plötzlich
wie aus dem Nichts von überall her Gestalten, die nicht so
aussahen, als
wollten sie mit den ankommenden Gästefans einen Kaffee
trinken,
und die Polizei hatte in den folgenden Minuten erhebliche Mühe,
die beiden Fangruppen zu
trennen. Auch im Stadion herrschte fast südländische
Derbystimmung, wie man sie im Norden Europas eigentlich so nicht
vermuten
würde. Der Platz im Stadion - zufälligerweise direkt
neben einigen FCK-Gästefans
sitzend - stellte sich schnell so als eher suboptimal heraus, denn nach
dem 0:1 für den FCK
und euphorischem Jubel jener neben mir sitzenden Fans flogen neben
einer vollen Dose(!) auch einige volle Bierbecher nur knapp an meinem
Kopf vorbei.
Vor dem Anpfiff gab es eine schöne Choreographie der Brøndby-Anhänger
zu sehen. Auf dem ersten Transparent stand "Hvorfor skal alting
være så kedeligt og gråt ..." ("Warum
soll alles so
langweilig und grau sein ..."),
dazu graue Papptafeln und u.a. ein durchgestrichenes Herz, eine
durchgestrichene Fahne, und auf dem zweiten "... når det kan væreså levende
og flot" ("... wenn es so lebendig und schön sein
könnte"),
wozu gelbe und blaue Luftballons sowie - im wahrsten Sinnes des Wortes
- ein Feuerwerk präsentiert
wurden. Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit gab es von den Brøndby-Supportern
jede Menge Pyrotechnik zu sehen und dazu ein weiteres Spruchband
("egal,
ob zu Hause oder auswärts, Vestegnen (= der westliche Teil der
Hauptstadtregion) leuchtet immer auf"). Die Gästefans
antworteten
in der ersten Halbzeit mit einem Transparent ("Kopenhagen ist
weiß und blau") und weißem und blauen Rauch passend
dazu.
Durch den heutigen Erfolg stand der FC Kopenhagen in dieser Spielzeit
2009/2010 quasi erneut als
Dänischer Meister fest (neun Punkte Vorsprung und die bessere
Tordifferenz bei noch drei ausstehenden Spielen gegenüber dem
damaligen
Tabellenzweiten Odense BK). Es wurde auch schließlich der
achte Meistertitel der
Vereinsgeschichte, dabei gehört man zu den eher
jüngeren
Klubs im Profifußball. Erst 1992 entstand der "Football Club
København" (kurz: FCK) aus einer
Fusion des "Københavns Boldklub" (relativ erfolgreich, aber
wenig
Zuschauer, eher der Klub der Großkopferten) und "B1903
København" (relativ erfolglos, aber mit
großer Anhängerschar aus der Arbeiterklasse), um
endlich einen national und
international erfolgreichen Klub in Kopenhagen zu stellen (der
Vorstadtklub Brøndby wird von vielen in der Hauptstadt nicht
als
"echter" Kopenhagener Verein angesehen), und natürlich auch,
um endlich einen würdigen Mieter für das gerade neu
errichtete Nationalstadion in Kopenhagen zu haben. Die Erfolge
seitdem (bis
2010)
können sich allerdings sehen lassen: 7 x Dänischer
Meister
(1993, 2001, 2003, 2004, 2006, 2007 und 2009) und 4 x
Dänischer
Pokalsieger (1995, 1997, 2004 und 2009).
Durch diese Erfolge hat der FC Kopenhagen ausgerechnet den heutigen
Gegner als
dänischen Seriensieger und Vorzeigeverein abgelöst,
denn vor 1992 war eigentlich Brøndby
IF in Dänemark im Fußball das Maß aller
Dinge, sowohl fußballerisch als auch
fanmäßig. Auch
erst 1964 durch eine Fusion der niederklassigen Stadtteilclubs
"Brøndbyøster IF" und "Brøndbyvester
IF"
gegründet, stieg der neue Fusionsklub "Brøndby
Idrætsforening" (zu deutsch: "Brøndby
Sportvereinigung")
im Sommer 1981 erstmals in die
dänische Eliteliga
auf und gewann seitdem zehn dänische Meistertitel (den letzten
2005). Dazu kommen bislang sechs Pokalsiege (der letzte 2008). Seit
Anfang der 1980er Jahre ist man international vor allem durch die gute
Jugendarbeit bekannt, aus der viele dänische Nationalspieler
hervorgingen, wie z.B. Michael Laudrup, Brian Laudrup, Ebbe Sand, bis
hin zu den ehemaligen VfLern Peter Madsen und Søren
Colding. Transfers, die viel Geld in die Kassen von Brøndby
spülten und die man nicht etwa in teure Stars investierte,
sondern, die man nutzte, um die Jugendarbeit immer weiter auszubauen
und weitere Talente zu entwickeln. Wie man überall
im und am Stadion lesen kann, lautet das Motto von
Brøndby IF: Supra Societatem Nemo (Niemand steht
über der Gemeinschaft).
Zum
Spiel: Es
war lange Zeit ein offenes Spiel, in dem beide Teams genug Torchancen
für einen Sieg hatten. Erst nach dem 0:2 in der 68. Minute
durch N'Doye
war das Spiel zu Gunsten der Gäste gelaufen. Bitter
für Brøndby
IF, dass der ärgste Rivale ausgerechnet im Derby praktisch den
Meistertitel perfekt macht, während man selbst nur im
Mittelfeld
der Tabelle herumkrebst und drei Spieltage vor dem Saisonende kaum noch
Chancen auf eine Europapokal-Teilnahme in der kommenden Saison hat.
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