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Odds Ballklubb
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        Stabæk IF        
  Odds BK Offiziell
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  Stabæk IF Offiziell
1. Liga Norwegen 2010 - Sonntag, 14. März 2010, 18:00 Uhr
Odd Grenland - Stabæk IF (1:2) 2:3

Spielort: Skagerak Arena, Skien
Zuschauer: 7.064
ODD: Arason – Rambekk, S.Hagen, Fevang, Hansén – Lekven (90. Storbæk), Samuelsen, Brenne – Myklebust (78. Børven), Akabueze, Kovacs
STA: Knudsen – Skjønsberg, Eríksson, Onstad, Hedenstad – Andersson (72. Hoff), Hauger, P.Farnerud, Diskerud – Gunnarson (63. Palmason), Nannskog (90. Diogo)
Tore:
1:0 Myklebust (3., Rechtsschuss),
1:1 Nannskog (13., Linksschuss, Vorarbeit Diskerud),
1:2 Andersson (40., Kopfball, Gunnarsson),
2:2 Fevang (52., Kopfball),
2:3 Hoff (89., Rechtsschuss, Farnerud)
Schiedsrichter: Per Ivar Starberg (Harstad)


Am späten Freitagabend begann dieser erneute Trip nach Norwegen. Von Düsseldorf aus flog ich mal wieder mit "Norwegian" in etwa zwei Stunden nach Gardermoen, dem Hauptflughafen von Oslo, und anschließend ging es wieder einmal mit dem "Flytoget" (Flugzug) in ca. 30 Minuten in meine absolute Lieblingsstadt zum dortigen Hauptbahnhof. Weil es mittlerweile schon nach 1 Uhr nachts war, hatte ich ein Hotel direkt am Hauptbahnhof für die erste Übernachtung gewählt. So musste ich nach einem langen Tag quasi nur noch ins Bett fallen. Nach ausgiebigem Frühstück ging es am Samstagmorgen mit der U-Bahn in ca. 20 Minuten hinauf zum Holmenkollen, dem Hausberg Oslos. Erst einmal stieg ich aber eine Station weiter oben aus, um selbst ein bisschen Alpin-Ski zu fahren. Das geht im Tryvann-Skigebiet recht unkompliziert. Schnell ein paar Ski und Skischuhe ausgeliehen und einen Skipass für drei Stunden erstanden und dann "Hals- und Beinbruch". Insgesamt gibt es immerhin 18 Pisten zur Auswahl, auch wenn die Pisten von der Schwere und Länge eher an das Sauerland erinnern. Danach ging es zu Fuß ein paar Hundert Meter bergab Richtung Holmenkollen, um statt aktiv Ski Alpin jetzt passiv Ski Nordisch zu betreiben.

 

Dort fanden an diesem Wochenende wieder mal die legendären Holmenkollen-Skispiele statt. Für die Skilanglauf-verrückten Norweger stand an diesem Sonntag einer der Höhepunkte des Jahres auf dem Programm: die 50 km der Herren, der sog. "Skimarathon", den dann standesgemäß auch Lokalmatador Petter Northug gewann, sowie die 30 km der Damen. Wie schon aus den Jahren zuvor bekannt wird das Ganze von zehntausenden norwegischen (und schwedischen) Langlaufbegeisterten als Familienausflug mit Rucksack, Thermosflasche und Lunchpaket oder Einweggrill zelebriert. Auch der norwegische König ließ es sich wie immer nicht nehmen, als Zuschauer mit dabei zu sein, und verfolgte von seiner Loge aus das Geschehen. Danach schaute ich mir noch den Teamwettbewerb in der Nordischen Kombination an, in dem das deutsche Quartett den dritten Platz hinter Norwegen und Österreich belegte. Schließlich schaute ich noch ein bisschen beim Training der (Spezial-)Skispringer für den Wettbewerb am folgenden Sonntag zu.

Am Sonntagmorgen kehrte ich aber dem Wintersport wieder den Rücken, um mich wieder dem norwegischen Fußball zu widmen. Nach zweistündiger Zugfahrt mit einer Regionalbahn von Oslo Hauptbahnhof aus erreichte ich Larvik an der norwegischen Südküste, und nach halbstündiger anschließender Busfahrt wurde schließlich Skien, also das Ziel des Tages, erreicht. Skien (ausgesprochen: "Schi'n") ist die Hauptstadt der Region Telemark, wo u.a. diese komischen Bretter erfunden wurden, mit denen man sich gut auf Schnee fortbewegen kann. Die erste alpine Abfahrtstechnik mit den damals noch langen Brettern wurde und wird ja auch als "Telemark-Stil" bezeichnet. Dazu kommt der weltberühmte Dramatiker Henrik Ibsen von hier, nach dem in Skien quasi jedes zweite Haus oder Einrichtung benannt worden ist. Neben dem schönen Hafen mit vielen netten Restaurants und Pubs fällt vor allem die große Kirche auf, die bis 1.400 Gläubigen Platz bieten soll und an der man sich überall in der Stadt sehr gut orientieren kann.

Aber eigentlich war man ja nicht zum Sightseeing gekommen, sondern um sich den Auftakt der norwegischen Elite-Fußballliga anzuschauen. Denn in Skien empfing der gastgebende Klub "Odds BK", oder auch "Odd Grenland" genannt, an diesem Abend zum Saisonauftakt den zweitliebsten Fußballverein Stabæk IF. Odd Grenland scheint der Stolz der Stadt sein, denn überall war Skien heute mit Odd-Grenland-Fahnen geschmückt.

"Odds Ballklubb" (kurz: "Odds BK" oder auch "Odd Grenland") war einer der eher unerfahrenen Erstligisten in der norwegischen Eliteliga. Von insgesamt 43 Jahren Eliteliga in Norwegen war Odd bislang gerade einmal 14 Jahre erstklassig. Ein kurzes Gastspiel in der ersten Liga gab man von 1965 bis 1967. Erst 1998 schaffte man wieder die Rückkehr in die Eliteliga des norwegischen Fußballs und konnte sich dort bis 2007 halten, schaffte aber 2008 den sofortigen und direkten Wiederaufstieg und spielte seitdem wieder erstklassig. Erfolge konnte man in den letzten Jahrzehnten zwar nicht bieten, aber Odd Grenland ist tatsächlich der älteste Fußballklub Norwegens, gegründet am 31. März 1894. Zwischen 1906 und 1931 gewann man elf Mal den Norwegischen Pokal, aber bis zum Erstliga-Aufstieg 1998 pendelte man viele Jahre nur zwischen dritter und vierter Liga hin und her. Der größte Erfolg der letzten Jahre ist neben den beiden Aufstiegen in die Eliteliga sicher der zwölfte Pokalerfolg der Vereinsgeschichte im Jahr 2000. 

Seltsam ist auch die Namensgebung des Fußballklubs aus Skien. Zusammen mit einigen Städten in der Nachbarschaft bildet man die Provinz Grenland. Der Name Odd stammt aus einem norwegischen Roman, wo es um den altnorwegischen Helden Orvar Odd geht. So wurde man 1894 zunächst als "Odds Ballklubb" gegründet, bevor der Name im Jahr 1994 in "Odd Grenland" gerändert wurde, um den Einzugsbereich für potenzielle Fans in der gesamten Provinz zu erhöhen. 2012 folgte schließlich wieder die offizielle Umbenennung zurück in "Odds BK".

Ca. 15 Minuten braucht man zu Fuß von der Innenstadt bis zur Skagerak-Arena, dem Heimstadion von Odd Grenland. Leider hat der Name der Arena nichts mit dem Skagerrak, einem Teil der Nordsee zwischen Dänemark, Norwegen und Schweden, zu tun, sondern ist der Name eines Energie-Unternehmens, das seit einigen Jahren den Stadionnamen sponsert. Die Skagerak-Arena, die vorher einfach nur Odd Stadion hieß, bot zu diesem Zeitpunkt ca. 13.500 Zuschauern Platz und war an diesem Tag ca. zur Hälfte gefüllt. In den Jahren 2006 und 2007 wurde das Stadion für etwas mehr als umgerechnet 31 Millionen Euro fast komplett neugebaut. Nur die alte Haupttribüne wurde erhalten, indem das Spielfeld gedreht wurde und die ehemalige Haupttribüne jetzt eine Hintertortribüne ist und jeweils die Gästefans beherbergt.

Gerade einmal drei Minuten waren gespielt, da führten die Gastgeber nach einer schönen Einzelleistung von Myklebust auch schon mit 1:0. Danach drückte Odd auf das zweite Tor und 
Stabæk wackelte in der Defensive sehr bedenklich. Erst als Goalgetter Daniel Nannskog nach einem wunderschönen Angriff den Ausgleich erzielte, beruhigte sich das Spiel wieder. Kurz vor der Pause gelang Stabæk sogar der etwas schmeichelhafte Führungstreffer und jetzt wirkte Odd geschockt. Die Gastgeber brauchten schon eine Standard-Situation, um nach 52 Minuten wieder zum Ausgleich zu kommen. Nach einer Ecke köpfte Kapitän Fevang zum 2:2 ein. Kurz vor dem Schluss gelang Stabæk dann doch noch das Siegtor. Ausgerechnet Espen Hoff, der zuvor sieben Jahre für Odd gespielt hatte und an diesem Abend bei jedem Ballkontakt von den Heimfans gnadenlos ausgepfiffen wurde, gelang das Siegtor und sorgte für ein geniales Ende dieses Spiels. Die Anhänger der Gastgeber konnten heute überhaupt nicht überzeugen und so waren die ca. 500 Gästeanhänger klar Chef im Ring. Während die Gästefans das Spiel komplett durchsupporteten und immer sehr laut herüberkamen, war von den wenigen aktiven Anhängern der Gastgeber nur selten einmal etwas zu hören. Für Stabæk war es der erste Auftaktsieg in der norwegischen Eliteliga seit 1999 und gleichzeitig der vierte Erfolg in Serie bei Odd, nachdem man keine der ersten sechs Begegnungen gewinnen konnte.