Odd
Grenland - Stabæk
IF (1:2) 2:3
Spielort: Skagerak Arena, Skien
Zuschauer: 7.064
ODD: Arason –
Rambekk, S.Hagen, Fevang, Hansén – Lekven
(90. Storbæk), Samuelsen, Brenne – Myklebust
(78. Børven), Akabueze, Kovacs
STA: Knudsen –
Skjønsberg, Eríksson, Onstad, Hedenstad
– Andersson (72. Hoff), Hauger, P.Farnerud, Diskerud
– Gunnarson (63. Palmason), Nannskog (90. Diogo)
Tore:
1:0 Myklebust (3., Rechtsschuss),
1:1 Nannskog (13., Linksschuss, Vorarbeit Diskerud),
1:2 Andersson (40., Kopfball, Gunnarsson),
2:2 Fevang (52., Kopfball),
2:3 Hoff (89., Rechtsschuss, Farnerud)
Schiedsrichter:
Per Ivar Starberg (Harstad)
Am
späten Freitagabend begann dieser erneute Trip nach Norwegen.
Von
Düsseldorf aus flog ich mal wieder mit "Norwegian" in etwa
zwei Stunden nach
Gardermoen, dem Hauptflughafen von Oslo, und anschließend
ging es
wieder einmal mit dem "Flytoget" (Flugzug) in ca. 30 Minuten in meine
absolute Lieblingsstadt zum dortigen Hauptbahnhof. Weil es mittlerweile
schon nach 1 Uhr nachts war, hatte ich ein Hotel direkt am Hauptbahnhof
für die erste Übernachtung gewählt. So
musste ich nach
einem langen Tag quasi nur noch ins Bett fallen. Nach ausgiebigem
Frühstück ging es am Samstagmorgen mit der U-Bahn in
ca. 20
Minuten hinauf zum Holmenkollen, dem Hausberg Oslos. Erst einmal stieg
ich aber eine Station weiter oben aus, um selbst ein bisschen Alpin-Ski
zu fahren. Das geht im Tryvann-Skigebiet recht unkompliziert. Schnell
ein paar Ski und Skischuhe ausgeliehen und einen Skipass für
drei
Stunden erstanden und dann "Hals- und Beinbruch". Insgesamt gibt es
immerhin 18 Pisten zur Auswahl, auch wenn die Pisten von der Schwere
und Länge eher an das Sauerland erinnern. Danach ging es zu
Fuß ein paar Hundert Meter bergab Richtung Holmenkollen, um
statt
aktiv Ski Alpin jetzt passiv Ski Nordisch zu betreiben.
Dort
fanden an diesem Wochenende wieder mal die legendären
Holmenkollen-Skispiele statt. Für die
Skilanglauf-verrückten
Norweger stand an diesem Sonntag einer der Höhepunkte des
Jahres
auf dem
Programm: die 50 km der Herren, der sog. "Skimarathon", den dann
standesgemäß auch Lokalmatador Petter Northug
gewann, sowie
die 30 km der Damen. Wie schon aus den Jahren zuvor bekannt wird das
Ganze von zehntausenden norwegischen (und schwedischen)
Langlaufbegeisterten als Familienausflug mit Rucksack, Thermosflasche
und Lunchpaket oder Einweggrill zelebriert. Auch der norwegische
König ließ
es sich wie immer nicht nehmen, als Zuschauer mit dabei zu sein, und
verfolgte von seiner Loge aus das Geschehen. Danach schaute ich mir
noch den Teamwettbewerb in der Nordischen Kombination an, in dem das
deutsche Quartett den dritten Platz hinter Norwegen und
Österreich
belegte. Schließlich schaute ich noch ein bisschen beim
Training
der (Spezial-)Skispringer für den Wettbewerb am folgenden
Sonntag
zu.
Am Sonntagmorgen kehrte ich aber dem Wintersport wieder den
Rücken, um mich wieder dem norwegischen Fußball zu
widmen.
Nach zweistündiger Zugfahrt mit einer Regionalbahn von Oslo
Hauptbahnhof aus erreichte ich
Larvik an der norwegischen Südküste, und nach
halbstündiger
anschließender Busfahrt wurde schließlich Skien,
also das
Ziel
des Tages, erreicht. Skien (ausgesprochen: "Schi'n") ist die Hauptstadt
der Region Telemark, wo u.a. diese komischen Bretter erfunden wurden,
mit denen man sich gut auf Schnee fortbewegen kann. Die erste alpine
Abfahrtstechnik mit den damals noch langen Brettern wurde und wird ja
auch als "Telemark-Stil" bezeichnet. Dazu kommt der
weltberühmte Dramatiker Henrik Ibsen von hier, nach dem in
Skien
quasi jedes zweite Haus oder Einrichtung benannt worden ist. Neben dem
schönen Hafen mit vielen netten Restaurants und Pubs
fällt
vor allem
die große Kirche auf, die bis 1.400 Gläubigen Platz
bieten
soll und an der man sich überall in der Stadt sehr gut
orientieren
kann.
Aber eigentlich war man ja nicht zum Sightseeing gekommen, sondern um
sich den Auftakt der norwegischen Elite-Fußballliga
anzuschauen.
Denn in Skien empfing der gastgebende Klub "Odds BK", oder auch "Odd
Grenland" genannt, an diesem Abend zum
Saisonauftakt den zweitliebsten Fußballverein
Stabæk IF. Odd Grenland scheint der Stolz der Stadt
sein, denn überall war Skien heute mit Odd-Grenland-Fahnen
geschmückt.
"Odds
Ballklubb" (kurz: "Odds BK" oder auch "Odd
Grenland") war
einer der eher unerfahrenen Erstligisten in der norwegischen Eliteliga.
Von insgesamt 43 Jahren Eliteliga in Norwegen war Odd bislang gerade
einmal 14
Jahre erstklassig. Ein kurzes Gastspiel in der ersten Liga gab man von
1965 bis 1967. Erst 1998 schaffte man wieder die Rückkehr in
die
Eliteliga des norwegischen Fußballs und konnte sich dort bis
2007 halten, schaffte aber 2008 den sofortigen und direkten
Wiederaufstieg und spielte seitdem wieder erstklassig. Erfolge konnte
man in den letzten Jahrzehnten zwar nicht bieten, aber Odd Grenland ist
tatsächlich der älteste Fußballklub
Norwegens,
gegründet am 31. März 1894. Zwischen 1906 und 1931
gewann man
elf Mal den Norwegischen Pokal, aber bis zum Erstliga-Aufstieg 1998
pendelte man viele Jahre nur zwischen dritter und vierter Liga hin und
her. Der
größte Erfolg der letzten Jahre ist neben den beiden
Aufstiegen in die Eliteliga sicher der zwölfte Pokalerfolg der
Vereinsgeschichte im Jahr 2000.
Seltsam ist auch die Namensgebung des Fußballklubs aus Skien.
Zusammen mit einigen Städten in der Nachbarschaft bildet man
die
Provinz Grenland. Der Name Odd stammt aus einem norwegischen Roman, wo
es um den altnorwegischen Helden Orvar Odd geht. So wurde man 1894
zunächst als "Odds Ballklubb" gegründet, bevor der
Name im
Jahr 1994 in "Odd Grenland" gerändert wurde, um den
Einzugsbereich
für potenzielle Fans in der gesamten Provinz zu
erhöhen. 2012
folgte schließlich wieder die offizielle Umbenennung
zurück
in "Odds BK".
Ca. 15 Minuten braucht man zu Fuß von der Innenstadt bis zur
Skagerak-Arena, dem Heimstadion von Odd Grenland. Leider hat der Name
der Arena nichts mit dem Skagerrak, einem Teil der Nordsee zwischen
Dänemark, Norwegen und Schweden, zu tun, sondern ist der Name
eines Energie-Unternehmens, das seit einigen Jahren den Stadionnamen
sponsert. Die Skagerak-Arena, die vorher einfach nur Odd Stadion
hieß, bot zu diesem Zeitpunkt ca. 13.500 Zuschauern Platz und
war
an diesem Tag ca. zur
Hälfte gefüllt. In den Jahren 2006 und 2007 wurde das
Stadion
für etwas mehr als umgerechnet 31 Millionen Euro fast komplett
neugebaut. Nur
die alte Haupttribüne wurde erhalten, indem das Spielfeld
gedreht
wurde und die ehemalige Haupttribüne jetzt eine
Hintertortribüne
ist und jeweils die Gästefans beherbergt.
Gerade einmal drei Minuten waren gespielt, da führten die
Gastgeber nach einer schönen Einzelleistung von Myklebust auch
schon
mit 1:0. Danach drückte Odd auf das zweite Tor und Stabæk
wackelte in der Defensive sehr bedenklich. Erst als Goalgetter Daniel
Nannskog nach einem
wunderschönen Angriff den Ausgleich erzielte, beruhigte sich
das
Spiel wieder. Kurz vor der Pause gelang Stabæk
sogar der etwas schmeichelhafte Führungstreffer und jetzt
wirkte Odd geschockt. Die Gastgeber brauchten schon
eine Standard-Situation, um nach 52 Minuten
wieder zum Ausgleich zu kommen. Nach einer Ecke köpfte
Kapitän Fevang zum 2:2 ein. Kurz vor dem Schluss
gelang Stabæk
dann doch noch das Siegtor. Ausgerechnet Espen Hoff, der zuvor sieben
Jahre
für Odd gespielt hatte und an diesem Abend bei jedem
Ballkontakt von den Heimfans
gnadenlos ausgepfiffen wurde, gelang das Siegtor und sorgte
für
ein geniales Ende dieses Spiels. Die Anhänger der Gastgeber
konnten heute überhaupt nicht überzeugen und so waren
die ca.
500 Gästeanhänger klar Chef im Ring. Während
die
Gästefans das Spiel komplett durchsupporteten und immer sehr
laut
herüberkamen, war von den wenigen aktiven Anhängern
der
Gastgeber nur selten einmal etwas zu hören. Für Stabæk
war es der erste Auftaktsieg in der norwegischen Eliteliga seit 1999
und gleichzeitig der vierte Erfolg in Serie bei Odd, nachdem
man keine der ersten sechs Begegnungen gewinnen konnte.
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