Heart
of Midlothian - FC St. Mirren (1:0) 2:0
Spielort: Tynecastle Stadium, Edinburgh
Zuschauer: 12.572
HFC: MacDonald - Grainger, Jonsson,
Obua, Zaliukas - Hamill, Black (88. Robinson), Stevenson, Taouil
(81. Templeton) - Mrowiec, Elliott (84. Sutton)
FCM:
Samson - van Zanten (73. McShane), Mair,
Tesselaar, Haddad - Goodwin, Thomson, Teale, Thompson - McGowan
(57. McLean), Hasselbaink (57. McKee)
Tore:
1:0 Hamill (44., Foulelfmeter, Vorarbeit
Zaliukas),
2:0 Stevenson (60., Obua)
Schiedsrichter:
Charlie Richmond
An
diesem September-Wochenende 2011 war ich mal wieder mit dem irischen
Billigflieger unterwegs. Am späten Freitagabend ging es von
Weeze
am Niederrhein in 1,5 Stunden direkt in die schottische Hauptstadt
Edinburgh, zum sechstgrößten Flughafen des
Vereinigten
Königreiches. Edinburgh hat etwas mehr als 500.000 Einwohner
und
ist damit die zweitgrößte Stadt in Schottland nach
Glasgow
(ca. 620.000 Einwohner). Während Glasgow aber eher industriell
geprägt ist, ist Edinburgh, das sich bereits seit dem 15.
Jahrhundert schottische Hauptstadt nennen darf, mit 3,5
Millionen
Besuchern pro Jahr eines der meistbesuchtesten Touristenziele
Großbritanniens. Mit dem Flughafenbus "Airlink 100", der fast
rund um die Uhr den Airport mit der City verbindet, ging es direkt nach
der Ankunft in etwa 30 Minuten in die Innenstadt von Edinburgh,
genauergesagt bis zur Endhaltestelle direkt am Hauptbahnhof. Von dort
aus waren es gerade einmal zehn Minuten zu Fuß zum gebuchten
Hotel und, weil es mittlerweile schon nach Mitternacht war, ging es
nach einem langen Tag direkt in die Federn.
Am
Samstagvormittag war natürlich erst einmal Sightseeing in der
schottischen Haupstadt angesagt. Nach dem sehr guten
Frühstück im Hotel blieb ich aber erstmal noch kurz
im
hoteleigenen Pub hängen, der morgens um 9 Uhr bereits
prallgefühlt war, mit biertrinkenden Rugbyfans. Denn - von mir
bislang total unbemerkt - lief zu dieser Zeit gerade die
Rugby-Weltmeisterschaft in Neuseeland, die ja in
Grußbritannien
und den Commonwealth-Staaten eine ganz große Nummer und ein
ähnlicher Straßenfeger wie bei uns eine
Fußball-WM
oder -EM ist. Nach ein paar Minuten Zuschauen hatte ich aber auch schon
genug. Schließlich wollte ich ja noch was von Edinburgh
sehen,
bevor es später zum Fußball ging. Als erstes lief
ich
natürlich zur Edinburgh Castle, hinauf. Das
Wahrzeichen
Edinburghs wurde wahrscheinlich im siebten Jahrhundert zum ersten Mal
auf dem Basaltkegel eines erloschenen Vulkans erbaut. Dort wurden bei
meinem Besuch gerade die großen Zuschauertribünen
abgebaut,
die jedes Jahr für das "Edinburgh Military Tattoo", eines der
größten Musikfestivals in Schottland, errichtet
werden. Von
dort oben hat man dazu auch noch einen schönen Blick auf den
Nordsee-Fjord "Firth of Forth". Von der Burg aus ging es dann durch die
wirklich sehr schöne Altstadt die "Royal Mile" wieder ins
Zentrum
hinunter. Die kopfsteingepflasterte Royal Mile in der mittelalterlichen
Altstadt bietet neben vielen gewundenen Gässchen und
versteckten Durchgänge auch viele Souvenirgeschäfte,
und
überraschenderweise Dudelsackmusik. Am Anfang fand ich das
noch
ganz nett, aber irgendwann, wenn man dann wirklich schon jeden Welthit
in der Dudelsackversion gehört hat, ging es mir ziemlich auf
den
Keks. Aber es gehört sicher irgendwie zu Schottland dazu.
Nach
einer leckeren Portion "Fish and Chips" in der Innenstadt ging es dann
vom Hauptbahnhof per Doppeldeckerbus in etwa zehn Minuten zur Haymarket
Station und von dort aus erreichte ich nach ein paar Metern zu
Fuß das Tynecastle Stadium, das sehr schön
altmodisch mitten
in einem Wohngebiet gelegen ist, und nicht, wie die meisten neuen
Arenen, irgendwo im Nirgendwo oder mitten in einem langweiligen
Industriegebiet. Aber auch der Ground selbst konnte mich voll
überzeugen. Das Tynecastle Stadium verfügte auf drei
Seiten
über hochaufgeschossene, moderne Tribünen aus den
1990er
Jahren, die mit weinroten Schalensitzen in den Vereinsfarben
ausgestattet waren, und in denen mit andersfarbigen Sitzen mehrere Male
das Vereinslogo (ein Herz) dargestellt wurde. Auf der anderen
Längsseite befand sich bei meinem Besuch noch die alte
Haupttribüne, die seit 1919 nahezu unverändert war
und 2017
leider auch durch eine moderne, neue Tribüne ersetzt wurde.
Das
Stadion der Hearts wurde in
seiner ursprünglichen Form
am 10. April 1886 eingeweiht und ist damit einer der ältesten
Fußball-Grounds in Schottland und des gesamten Vereinigten
Königreiches.
Von
den damals knapp 17.000 Plätzen waren an diesem
Samstagnachmittag etwas
mehr als 12.000 besetzt und man konnte wie erwartet eine typisch
britische Atmosphäre miterleben, d.h. der Support war ab und
zu
sehr brachial laut, aber es gab es auch immer wieder viele
längere Phasen, wo die Zuschauer so still waren, dass man die
Spielerrufe deutlich vernehmen konnte.
Bei einer Drangphase der Gastgeber gingen die Hearts-Anhänger
dann aber
teilweise richtig gut ab. Die Gäste aus dem nahen Saint Mirren
(einem Stadtteil von Paisley) hatten
ebenfalls eine stattliche Anzahl von Supportern mitgebracht, blieben
aber während der 90 Minuten sehr ruhig. Anfeuerung gab es nur
direkt nach Torchancen des eigenen Teams, also ebenfalls typisch
britisch. Heart of Midlothian siegte am
Ende an diesem Nachmittag hochverdient mit 2:0. Man vergab aber viel zu
viele Torchancen und
brauchte schon einen Foulelfmeter und eine Standardsituation, um zu den
beiden Toren zu kommen.
Heart of
Midlothian ist
einer von zwei großen Erstligaklubs aus Edinburgh in der
Scottish
Premier
League, der Eliteklasse des schottischen Fußballs.
Während
der große Lokalrivale Hibernian Edinburgh aber der Klub der
katholisch-irischen Einwanderer ist, sind die Hearts traditionell der
protestantische Klub der Stadt. Zwar wurden die Hearts viermal
Schottischer
Fußballmeister, aber der letzte Erfolg aus dem Jahre 1960 ist
mittlerweile doch schon ein bisschen her (davor wurde man 1895, 1897
und 1958 Meister). Schottischer Pokalsieger
wurde man mittlerweile auch schon achtmal (1891, 1896, 1901, 1906,
1956, 1998, 2006 und 2012). Weil der Klubbesitzer zu der Zeit meines
Besuchs
ein litauischer Geschäftsmann war, standen in jener Saison
insgesamt drei
litauische Spieler, von denen einer mit Marius Zaliukas sogar
Kapitän der Hearts war, und dazu noch einige andere
osteuropäische
Spieler im Kader. In der vorherigen Spielzeit 2010/2011 hatten die
Hearts Platz drei
in der Abschlusstabelle der schottischen Premier League belegt, direkt
hinter den beiden Glasgower Klubs Rangers und Celtic, also den beiden
Vorzeigeklubs Schottlands. In der aktuellen Saison
2011/2012 stand man damals nach acht Spielen auf Rang vier.
Um
das Heimspiel des VfL Bochum gegen den SC Paderborn, das um 13:30 Uhr
angepfiffen wurde, nicht zu verpassen, wählte ich für
den
Rückflug den ersten Flug des Tages nach Weeze am Sonntagmorgen
um
6 Uhr aus. Das bedeutete, dass ich schon um kurz nach vier am
Hauptbahnhof Edinburgh sein musste, um dem ersten Bus Richtung
Flughafen zu nehmen. Und der Aufwand hatte sich voll gelohnt. NICHT!
Bei der Premiere des damals
neuen VfL-Trainers Andreas Bergmann gab es dann auch gleich eine
geschmeidige 0:4-Heimniederlage. Manchmal möchte man sich
einfach
nur selbst ohrfeigen ...
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