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  Polen  
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       Deutschland       
  Polnischer Fußballverband
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  Deutscher Fußballbund Offiziell
Testspiel 2011/2012 - Dienstag, 6. September 2011, 20:45 Uhr
Polen - Deutschland (0:0) 2:2

Spielort: PGE-Arena, Gdańsk
Zuschauer: 40.000
POL: Szczesny - Wasilewski, Perquis (72. Glik), Glowacki, Wawrzyniak - Murawski, Dudka - Blaszczykowski (90.+4 Pawlowski), Mierzejewski (84. Rybus), Peszko (65. Matuschyk) - Lewandowski (80. Brozek)

GER: Wiese - Träsch, Mertesacker, Boateng, Lahm (46. Schmelzer) - Rolfes (77. L.Bender) - Schürrle, Götze, Kroos, Podolski (60. T.Müller) - Klose (46. Cacau)
Tore:
1:0 Lewandowski (55., Rechtsschuss, Vorarbeit Dudka),
1:1 Kroos (68., Foulelfmeter, Rechtsschuss, T.Müller),
2:1 Blaszczykowski (90.+1, Foulelfmeter, Brozek),
2:2 Cacau (90.+4, Rechtsschuss, T.Müller)
Gelb-Rote-Karte: Glowacki (81., wiederholtes Foulspiel)
Schiedsrichter: Daniele Orsato (Italien)


Gerade in die Selbstständigkeit mit meinem Verlag gestartet, stand für mich mitten in dieser Woche ein Kurztrip nach Gdańsk (Danzig) an, um auch endlich den Länderpunkt Polen einzutüten. Und obwohl Polen bzw. Danzig sich erst einmal weit weg anhört, war das doch mal ein entspannter Trip mit einer insgesamt sehr angenehmen Reisezeit. Am Montagmittag fuhr ich zunächst einmal in etwa 20 Minuten mit dem Auto zum Flughafen nach Dortmund, um dann zwei Stunden später am Nachmittag mit dem ungarischen Billigflieger Wizzair in etwas mehr als einer Stunde Flugzeit direkt nach Danzig, in die ehemalige Hansestadt im Nordosten Polens zu fliegen. Der drittgrößte Flughafen Polens ist nach einem seiner bekanntesten Einwohner der letzten Jahrzehnte benannt worden: Lech Wałęsa, der in den 1980er Jahren auf der Danziger Werft die Gewerkschaft "Solidarność" gegründet hatte, die in den Folgejahren erfolgreich für Reformen und die Einführung einer demokratischen Grundordnung in Polen gekämpft hatte, und damit später auch das Vorbild für die anderen Freiheitsbewegungen in den weiteren osteuropäischen Ländern sowie natürlich auch für die friedliche Revolution in der DDR war. Wałęsa, der spätere Friedensnobelpreisträger, war von 1990 bis 1995 dann sogar polnischer Staatspräsident.

Zusammen mit Gdynia und Sopot bildet Danzig die so genannte "Dreistadt" mit rund 740.000 Einwohnern. In der gesamten Region Danzig leben etwas mehr als 1,2 Millionen Menschen, gehört also zu den bevölkerungsreichsten Regionen Polens. Zu dieser Zeit war allerdings noch viel im (Um-)Bau für die im nachfolgenden Jahr stattfindende Fußball-Europameisterschaft. So hoppelten wir mit dem Bus auf einer kommenden Schnellstraße von Baustelle zu Baustelle durch den Feierabendverkehr von Danzig. Nach der Ankunft in der Innenstadt lief ich zunächst einmal zum Hotel, das ebenfalls sehr nah an der City lag. Vorher hatte ich mich noch über den wahnsinnig günstigen Übernachtungspreis gewundert, für eine so zentral gelegene Unterkunft, aber bei der Ankunft war direkt klar, wie der Preis von 35 Euro pro Nacht inklusive Frühstück wohl zu Stande kam. Denn direkt neben dem Hotel wurde gerade ein großer Gebäudekomplex abgerissen, und das bedeutete unter anderem, dass man bei Außentemperaturen von tagsüber immer noch über 20°C kein Fenster aufmachen konnte, weil einem sonst der ganze Staub der Abbruchbagger mitten ins Gesicht geweht wäre. Aber auch so konnte man wegen des Staubs auf den Fenstern sowieso kaum etwas draußen erkennen. Aber ansonsten war das Hotel absolut in Ordnung, das Zimmer (innen) sehr sauber und das Frühstück gut.

Auf dem Weg in die absolut sehenswerte Danziger Altstadt kam ich als erstes am Denkmal für die
Solidarność-Gewerkschaft an der ehemaligen Werft vorbei, wo tatsächlich jeden Tag noch frische Blumen von Menschen für die Opfer von damals abgelegt werden. Das bekannteste Wahrzeichen in der Danziger Altstadt dürfte das Krantor sein, das aus dem 14. Jahrhundert stammt und somit zu den ältesten Hebeeinrichtungen im deutschsprachigen Raum gehört. Mit großzügigen Spenden aus Deutschland ist die im Zweiten Weltkrieg stark zerstörte Altstadt originalgetreu und sehr gelungen wieder aufgebaut worden, u.a. das "Große Zeughaus", das "Rechtsstädtische Rathaus" und die schönen Stadttore wie das "Grüne Tor" oder das "Langgasser Tor". Berühmt ist auch die Danziger Frauengasse, mit ihren schmalen und reichgeschmückten Bürgerhäusern und den berühmten "Beischlägen", die damals in den Hansestädten üblich waren, und wo der TV-Mehrteiler "Die Buddenbrooks" gedreht wurde. Am Dienstagvormittag fuhr ich dann noch mit der S-Bahn für ein paar Stunden ins benachbarte, mondäne Seebad Sopot, wo Sonnenbaden an einem der populärsten Sandstrände Polens und der 500 Meter langen Seebrücke auf dem Programm stand.

Am späten Dienstagnachmittag ging es dann auf die beschwerliche Anfahrt zur damals noch nagelneuen "Ostsee-Arena" (polnisch: Arena Baltycka), die leider mittlerweile auch einen Sponsorennamen trägt. Die Straßenbahn, die im folgenden Sommer bei der Fußball-EM 2012, die Besucher direkt aus der Innenstadt bis zur Arena brachte, war wie so manches auch noch im Bau. Also musste ich erst mal bei der Tourist-Information durchfragen, wie man denn am besten zum Ground kommt. Ich musste schließlich vom ebenfalls sehr ansehnlichen Danziger Hauptbahnhof fünf Haltestallen mit der Straßenbahn fahren und danach stand dann noch ein 20-minütiger Fußmarsch zum Stadion an, durch den vielleicht nicht allerschönsten Stadtteil von Danzig, mit den ostblock-typischen Plattenbauten.

Obwohl der neue Heimklub, der polnische Erstligist, Lechia
Gdańsk, zu dem Zeitpunkt schon zwei Heimspiele hier ausgetragen hatte, war dieses Freundschaftsspiel zwischen Polen und Deutschland an diesem Dienstagabend das offizielle Eröffnungsspiel der neuen EM-Arena. Im Dezember 2008 hatten die Bauarbeiten für die "Ostsee-Arena" begonnen und am 20. Juli 2011 hatte das beauftragte Bauunternehmen den neuen Ground offiziell der Stadt Gdańsk übergeben. Am 14. August 2011 hatte hier das allererste Spiel, mit dem Duell Lechia Gdańsk gegen KS Cracovia (1:1), stattgefunden. Die eigentliche offizielle Eröffnung sollte eigentlich ein Länderspiel zwischen Polen und Frankreich am 9. Juni 2011 werden. Weil das Stadion aber nicht rechtzeitig fertig wurde, musste das Spiel auf einen späteren Zeitpunkt verlegt werden. Mit dem Länderspiel Polen gegen Deutschland sollte auch eigentlich das neue Nationalstadion in Warschau offiziell eröffnet werden, aber weil die Arena in Warschau ebenfalls nicht rechtzeitig fertig geworden war, wurde dieses Duell gücklicherweise kurzer Hand nach Danzig verlegt. Ein Jahr später, bei der EM 2012, fanden hier in Danzig drei Vorrundenspiele sowie der deutsche Viertelfinalsieg (4:2) gegen Griechenland statt.

Beim Einlauf der Mannschaften und dem Abspielen der Nationalhymnen klingelte mein Handy nahezu unaufhörlich, weil eine SMS nach der anderen einging. Verwundert schaute ich auf das Display und schloss aus lauter Nachrichten wie "Was machst du denn in Danzig?" oder "Lächel' doch 'mal, wenn du im Fernsehen bist", dass ich wohl gerade mal wieder in Großaufnahme im Fernsehen war. Das Duell Polen gegen Deutschland an diesem Abend entwickelte sich nach schwachem Beginn doch noch zu einem sehr interessanten Testspiel, denn die eigentlich überlegene deutsche Elf stand in der Defensive nicht so sicher wie zuletzt gewohnt, und so kamen die Gastgeber zu vielen gefährlichen Konterchancen, von denen sie eine in Person des damals noch bei Borussia Dortmund spielenden Robert Lewandowski kurz nach der Halbzeit zu Führung nutzten. Mit der Einwechslung von Thomas Müller fanden die deutschen Gäste endlich zur gewohnten Treffsicherheit. Erst holte er den Elfmeter zum 1:1 heraus und in der vierten Minute der Nachspielzeit legte er nach schöner Vorarbeit in die Mitte für den einschussbereiten Cacau auf, der den erneuten Ausgleich zum 2:2 besorgte, und damit ganz knapp die allererste Niederlage Deutschlands gegen Polen verhinderte.

Am Donnerstagmorgen ging es wieder in einer guten Stunde zunächst zurück mit Wizzair in die verbotene Stadt, und bei der Ankunft in Wickede stellte ich erstmal fest, dass wir prominente Gäste an Bord hatten, denn die damals beide noch beim BVB spielenden Lewandowski und Jakub "Kuba" Błaszczykowski, also die beiden polnischen Torschützen des Vorabends, mussten am Gepäckband einige Autogramm- und Fotowünsche erledigen.



 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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