Polen
- Deutschland (0:0) 2:2
Spielort: PGE-Arena, Gdańsk
Zuschauer: 40.000
POL: Szczesny - Wasilewski, Perquis
(72. Glik),
Glowacki, Wawrzyniak - Murawski, Dudka - Blaszczykowski (90.+4
Pawlowski), Mierzejewski (84. Rybus),
Peszko (65. Matuschyk) - Lewandowski (80. Brozek)
GER:
Wiese - Träsch, Mertesacker, Boateng,
Lahm (46. Schmelzer) - Rolfes (77. L.Bender) -
Schürrle, Götze, Kroos, Podolski
(60. T.Müller) - Klose (46. Cacau)
Tore:
1:0 Lewandowski (55., Rechtsschuss, Vorarbeit
Dudka),
1:1 Kroos (68., Foulelfmeter, Rechtsschuss, T.Müller),
2:1 Blaszczykowski (90.+1, Foulelfmeter, Brozek),
2:2 Cacau (90.+4, Rechtsschuss, T.Müller)
Gelb-Rote-Karte:
Glowacki (81., wiederholtes Foulspiel)
Schiedsrichter:
Daniele Orsato (Italien)
Gerade
in die Selbstständigkeit mit meinem Verlag gestartet, stand
für mich mitten in dieser Woche ein Kurztrip
nach Gdańsk
(Danzig) an,
um auch endlich den Länderpunkt Polen einzutüten. Und
obwohl Polen bzw. Danzig sich erst einmal weit weg anhört, war
das doch mal ein entspannter Trip mit einer insgesamt sehr angenehmen
Reisezeit. Am
Montagmittag fuhr ich zunächst einmal in etwa 20 Minuten mit
dem Auto zum
Flughafen nach Dortmund, um dann zwei Stunden
später am
Nachmittag mit dem ungarischen Billigflieger Wizzair in etwas mehr als
einer Stunde Flugzeit direkt nach Danzig, in die ehemalige Hansestadt
im Nordosten Polens zu fliegen. Der drittgrößte
Flughafen Polens ist nach einem seiner bekanntesten Einwohner der
letzten Jahrzehnte benannt worden: Lech Wałęsa, der in den 1980er
Jahren auf
der Danziger Werft die Gewerkschaft "Solidarność" gegründet
hatte, die in den Folgejahren erfolgreich für Reformen und die
Einführung einer demokratischen Grundordnung in Polen
gekämpft hatte, und damit später auch das Vorbild
für die anderen Freiheitsbewegungen in den weiteren
osteuropäischen Ländern sowie natürlich auch
für die friedliche Revolution in der DDR war. Wałęsa,
der spätere Friedensnobelpreisträger, war von 1990
bis 1995 dann sogar polnischer Staatspräsident.
Zusammen mit Gdynia und Sopot bildet Danzig die so genannte "Dreistadt"
mit rund 740.000 Einwohnern. In der gesamten Region Danzig leben etwas
mehr als 1,2 Millionen Menschen, gehört also zu den
bevölkerungsreichsten Regionen Polens. Zu dieser Zeit war
allerdings noch viel im (Um-)Bau für die im nachfolgenden Jahr
stattfindende Fußball-Europameisterschaft. So hoppelten wir
mit dem Bus auf einer kommenden Schnellstraße von Baustelle
zu Baustelle durch den Feierabendverkehr von Danzig. Nach der Ankunft
in der Innenstadt lief ich zunächst einmal zum Hotel, das
ebenfalls sehr nah an der City lag. Vorher hatte ich mich noch
über den wahnsinnig günstigen
Übernachtungspreis gewundert, für eine so zentral
gelegene Unterkunft, aber bei der Ankunft war direkt klar, wie der
Preis von 35 Euro pro Nacht inklusive Frühstück wohl
zu Stande kam. Denn direkt neben dem Hotel wurde gerade ein
großer Gebäudekomplex abgerissen, und das bedeutete
unter anderem, dass man bei Außentemperaturen von
tagsüber immer noch über 20°C kein Fenster
aufmachen konnte, weil einem sonst der ganze Staub der Abbruchbagger
mitten ins Gesicht geweht wäre. Aber auch so konnte man wegen
des Staubs auf den Fenstern sowieso kaum etwas draußen
erkennen. Aber ansonsten war das Hotel absolut in Ordnung, das Zimmer
(innen) sehr sauber und das Frühstück gut.
Auf dem Weg in die absolut sehenswerte Danziger Altstadt kam ich als
erstes am Denkmal für die Solidarność-Gewerkschaft
an der ehemaligen Werft vorbei, wo
tatsächlich jeden Tag noch frische Blumen von Menschen
für die Opfer von damals abgelegt werden. Das bekannteste
Wahrzeichen in der Danziger Altstadt dürfte das Krantor sein,
das aus dem 14. Jahrhundert stammt und somit zu den ältesten
Hebeeinrichtungen im deutschsprachigen Raum gehört. Mit
großzügigen Spenden aus Deutschland ist die im
Zweiten Weltkrieg stark zerstörte Altstadt originalgetreu und
sehr gelungen wieder aufgebaut worden, u.a. das "Große
Zeughaus", das "Rechtsstädtische Rathaus" und die
schönen Stadttore wie das "Grüne Tor" oder das
"Langgasser Tor". Berühmt ist auch die Danziger Frauengasse,
mit ihren schmalen und reichgeschmückten
Bürgerhäusern und den berühmten
"Beischlägen", die damals in den Hansestädten
üblich waren, und wo der TV-Mehrteiler "Die Buddenbrooks"
gedreht wurde. Am Dienstagvormittag fuhr ich dann noch mit der S-Bahn
für ein paar Stunden ins benachbarte, mondäne Seebad
Sopot, wo Sonnenbaden an einem der populärsten
Sandstrände Polens und der 500 Meter langen Seebrücke
auf dem Programm stand.
Am späten Dienstagnachmittag ging es dann auf die
beschwerliche Anfahrt zur damals noch nagelneuen "Ostsee-Arena"
(polnisch: Arena Baltycka), die leider mittlerweile auch einen
Sponsorennamen trägt. Die Straßenbahn, die im
folgenden Sommer bei der Fußball-EM 2012, die Besucher direkt
aus der Innenstadt bis zur Arena brachte, war wie so manches auch noch
im Bau. Also musste ich erst mal bei der Tourist-Information
durchfragen, wie man denn am besten zum Ground kommt. Ich musste
schließlich vom ebenfalls sehr ansehnlichen Danziger
Hauptbahnhof fünf Haltestallen mit der Straßenbahn
fahren und danach stand dann noch ein 20-minütiger
Fußmarsch zum Stadion an, durch den vielleicht nicht
allerschönsten Stadtteil von Danzig, mit den
ostblock-typischen Plattenbauten.
Obwohl der neue Heimklub, der polnische Erstligist, Lechia Gdańsk,
zu dem Zeitpunkt schon zwei Heimspiele hier ausgetragen hatte, war
dieses Freundschaftsspiel zwischen Polen und Deutschland an diesem
Dienstagabend das offizielle Eröffnungsspiel der neuen
EM-Arena. Im Dezember 2008 hatten die Bauarbeiten für die
"Ostsee-Arena" begonnen und am 20. Juli 2011 hatte das beauftragte
Bauunternehmen den neuen Ground offiziell der Stadt Gdańsk
übergeben. Am 14. August 2011 hatte hier das allererste Spiel,
mit dem Duell Lechia Gdańsk
gegen KS Cracovia (1:1), stattgefunden. Die eigentliche offizielle
Eröffnung sollte eigentlich ein Länderspiel zwischen
Polen und Frankreich am 9. Juni 2011 werden. Weil das Stadion aber
nicht rechtzeitig fertig wurde, musste das Spiel auf einen
späteren Zeitpunkt verlegt werden. Mit dem
Länderspiel Polen gegen Deutschland sollte auch eigentlich das
neue Nationalstadion in Warschau offiziell eröffnet werden,
aber weil die Arena in Warschau ebenfalls nicht rechtzeitig fertig
geworden war, wurde dieses Duell gücklicherweise kurzer Hand
nach Danzig verlegt. Ein Jahr später, bei der EM 2012, fanden
hier in Danzig drei Vorrundenspiele sowie der deutsche Viertelfinalsieg
(4:2) gegen Griechenland statt.
Beim Einlauf der Mannschaften und dem Abspielen der Nationalhymnen
klingelte mein Handy nahezu unaufhörlich, weil eine SMS nach
der anderen einging. Verwundert schaute ich auf das Display und schloss
aus lauter Nachrichten wie "Was machst du denn in Danzig?" oder
"Lächel' doch 'mal, wenn du im Fernsehen bist", dass ich wohl
gerade mal wieder in Großaufnahme im Fernsehen war. Das Duell
Polen gegen Deutschland an diesem Abend entwickelte sich nach schwachem
Beginn doch noch zu einem sehr interessanten Testspiel, denn die
eigentlich überlegene deutsche Elf stand in der Defensive
nicht so sicher wie zuletzt gewohnt, und so kamen die Gastgeber zu
vielen gefährlichen Konterchancen, von denen sie eine in
Person des damals noch bei Borussia Dortmund spielenden Robert
Lewandowski kurz nach der Halbzeit zu Führung nutzten. Mit der
Einwechslung von Thomas Müller fanden die deutschen
Gäste endlich zur gewohnten Treffsicherheit. Erst holte er den
Elfmeter zum 1:1 heraus und in der vierten Minute der Nachspielzeit
legte er nach schöner Vorarbeit in die Mitte für den
einschussbereiten Cacau auf, der den erneuten Ausgleich zum 2:2
besorgte, und damit ganz knapp die allererste Niederlage Deutschlands
gegen Polen verhinderte.
Am Donnerstagmorgen ging es wieder in einer guten Stunde
zunächst
zurück mit Wizzair in die
verbotene Stadt, und bei der Ankunft in Wickede stellte ich erstmal
fest, dass wir prominente Gäste an Bord hatten, denn die
damals beide noch beim BVB spielenden Lewandowski und Jakub "Kuba"
Błaszczykowski, also die beiden polnischen Torschützen des
Vorabends, mussten am Gepäckband einige Autogramm- und
Fotowünsche erledigen.
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