Deutschland
- Italien (0:2) 1:2
Spielort: Stadion Narodowy
(Nationalstadion), Warszawa
Zuschauer: 55.540 (ausverkauft)
GER: Neuer - Boateng
(71. Müller), Hummels,
Badstuber, Lahm - Schweinsteiger, Khedira - Kroos, Özil,
Podolski (46. Reus) - Gomez
(46. Klose)
ITA:
Buffon - Balzaretti, Barzagli, Bonucci, Chiellini
- Pirlo, de Rossi - Marchisio, Montolivo (64. Motta) - Balotelli (70.
di
Natale), Cassano (58. Diamanti)
Tore:
0:1 Balotelli (20., Kopfball, Vorarbeit Cassano),
0:2 Balotelli (36., Rechtsschuss, Montolivo),
1:2 Özil (90.+2, Handelfmeter, Linksschuss)
Schiedsrichter:
Stéphane Lannoy (Frankreich)
Kurzer Ausflug zum
diesjährigen internationalen
europäischen
Kostümfestival, das im Sommer 2012 in Polen und in der Ukraine
stattfand und in dessen Nebenprogrammm ja auch noch ein bisschen
Fußball gespielt wurde. Es war für mich wirklich
einer der spontansten und kürzesten Ausflüge
außerhalb Deutschlands. Erst am späten Freitagabend
der Vorwoche hatte ja festgestanden, dass sich das deutsche Team durch
einen 4:2-Sieg im Viertelfinale über Griechenland
überhaupt für dieses Halbfinale qualifiziert hatte.
Schon einen Tag später, am Samstag, gab es beim Fanclub
Nationalmannschaft das Angebot für Tickets, in Verbindung mit
Charterflügen hin und zurück am Spieltag, also einem
Tagestrip. Nach einem kurzen Telefonat mit einem
Geschäftsfreund war klar: "Das machen wir!". Schon am
darauffolgenden Montag bekamen wir die Bestätigung, dass wir
mit unserer Buchung Erfolg hatten.
Also brachen wir viel
zu früh an diesem Donnerstagmorgen von Bochum aus auf und
erreichten
nach knapp 40 Minuten den Flughafen Köln-Bonn. Von dort aus
ging es per Charterflug mit "Germania" in knapp zwei Stunden nach
Warschau, mit 1,75 Millionen Einwohnern die mit Abstand
größte
Metropole in unserem Nachbarland. Es war wirklich alles perfekt
organisiert. Mit dem Bus ging es zunächst in die Innenstadt
von Warschau, und dank der zugestiegenen polnischen Reisebegleitung gab
es eine einstündige Stadtfühung mit
interessanten Infos über die Stadt. Anschließend
wurden wir noch zur Ticketausgabestelle gefahren, wo alle Teilnehmer
ihren Voucher gegen eine Eintrittskarte eintauschen konnten.
Schließlich ging es gegen Mittag zum Kulturpalast in die
Innenstadt, wo wir "entlassen" wurden und den Rest des Tages zur freien
Verfügung hatten. Natürlich wurde noch ein Treffpunkt
für die Rückfahrt ausgemacht. Eine Stunde nach dem
Abpfiff des Spiels sollte es mit dem gleichen Bus direkt vom
Stadionparkplatz aus wieder zurück zum Flughafen gehen.
Zuerst schauten wir uns
die große Fanzone am Kulturpalast an, die zu dieser
frühen Uhrzeit natürlich noch ziemlich leergefegt
war. Der Kulturpalast, mit 237 Meter Höhe der höchste
Gebäude in Polen, ist mittlerweile eines der bekanntesten und
beliebtesten Wahrzeichen in Warschau, nachdem das Gebäude
zunächst, nach seiner Errichtung in der 1950er Jahren (auf
Anordnung Josef Stalins), in der Bevölkerung eher verhasst
war, weil es für die Zeit der Unterdrückung durch die
Sowjetunion stand. Gemeinsam mit zwei Darmstädtern, mit denen
wir uns auf dem Hinflug angefreundet hatten, schlenderten wir also
durch die polnische Hauptstadt, durch die große
Fußgängerzone, durch die wunderschöne
Altstadt und hielten immer wieder für eine kleine "Pause" mit
Nahrungsaufnahme an den vielen Cafés, Restaurants und
Biergärten der City, und aßen unter anderem Pierogi
in verschiedenen Varianten. Fazit: Warschau ist definitiv eine Stadt,
die ich gerne noch einmal mit viel mehr Zeit erkunden möchte!
Schließlich liefen wir etwa zwei Stunden vor dem Anpfiff
langsam Richtung Ground, der ebenfalls in der Innenstadt, direkt an der
Weichsel, liegt.
An diesem sommmerlichen
Abend stand also in
der polnischen Hauptstadt, im damals noch nagelneuen Nationalstadion
Warschaus, das zweite Halbfinale
2012 zwischen Deutschland und Italien, also ein echter Klassiker des
internationalen Fußballs, auf dem Programm. Bereits
fünfmal
bei Weltmeisterschaften, darunter einmal im Finale und zweimal im
Halbfinale, hatten sich die Auswahlteams beider Verbände
gegenübergestanden. Bei den Duellen zwischen den beiden
Kontrahenten ging es immer sehr spannend und eng zu, aber ein Sieg war
Deutschland bisher noch nie vergönnt gewesen. An diesem Abend
stand das dritte
Aufeinandertreffen von Schwarz-Weiß und Blau-Weiß
bei einer Europameisterschaft an, und nachdem man
sich vorher zweimal jeweils in der Gruppenphase Unentschieden
getrennt hatte, gewannen die Italiener an diesem Abend
überraschend weil hochverdient gegen das deutsche Team, dank
eines
überragenden Regisseurs Andrea Pirlo und zwei Toren des an
diesem
Abend ebenfalls sehr stark spielenden Mario Balotelli. Im deutschen
Team konnte eigentlich nur Sami Khedira überzeugen, der Rest
bekam
in den Medien völlig zu Recht (Schul-)Noten zwischen
fünf und sechs.
Mit einem derart verdienten Erfolg der Italiener war vor diesem Spiel
eigentlich nicht zu rechnen, galt das deutsche Team doch neben Spanien
als einer der Topfavoriten auf den EM-Titel 2012. Aber während
die
Spanier sich einen Tag vorher gegen die Nachbarn aus Portugal mit einem
4:2 nach Elfmeterschießen mit etwas Glück ins Finale
gekämpft hatten, bekam
das deutsche Team eine Lehrstunde erteilt, vor allem in Sachen
Cleverness und Chancenverwertung, aber auch in spielerischer und
taktischer Hinsicht. Das deutsche Team hatte vor diesem
Turnier die beste Qualifikation aller Zeiten gespielt und
erstmals alle zehn Spiele gewonnen. In der Gruppenphase dieser
Europameisterschaft hatte man genauso
souverän alle drei Spiele gewonnen (1:0 gegen Portugal, 2:1
gegen die
Niederlande und 2:1 gegen Dänemark), dazu kam ein verdienter
4:2-Erfolg
gegen
Griechenland im Viertelfinale. Aber auch die Italiener waren vor diesem
Spiel in den Pflichtspielen vor und während dieser EM noch
unbesiegt. In ihrer Quali-Gruppe wurden sie ebenfalls souverän
Gruppensieger, bei allerdings "nur" acht Siegen und zwe Unentschieden.
In der Gruppenphase dieser EM
hatte man jeweils Spanien und Kroatien am Rand einer Niederlage, musste
sich am Ende jeweils mit einem 1:1 begnügen. Es folgten ein
2:0-Erfolg über Irland im letzten Gruppenspiel, wodurch man
sich erst für die Endrunde qualifizierte, und ein 4:2
nach
Elfmeterschießen im Viertelfinale gegen England.
Das "Stadion Narodowy" in
Warschau wurde
in den Jahren 2009 bis 2012 für die
Fußball-Europameisterschaft 2012 komplett neu erbaut, und
ersetzte das
"Stadion Dziesięciolecia" (zu deutsch: "Stadion des 10. Jahrestages")
an gleicher Stelle, das nach dem Zweiten Weltkrieg aus Ruinenschutt
entstanden war und bis zum seinem Abriss das polnische Nationalstadion
war. Offiziell eröffnet wurde das neue "Stadion
Narodowy"
ein halbes Jahr vor der EM, am 29. Januar 2012 mit
einem Länderspiel Polen gegen Portugal (0:0). Der Ground, der
meiner Meinung nach zu den wenigen gelungenen Neubauten in letzter Zeit
gehört,
beherbergt zurzeit keinen Fußballklub (Legia Warschau blieb
in seinem Heimground "Stadion Wojska Polskiego"), ist aber als
Nationalarena seit
2012 das Heimstadion der polnischen
Fußballnationalmannschaft, der polnischen
Rugby-Nationalmannschaft sowie der polnischen
American-Football-Nationalmannschaft. Für die individuelle
Note des neuen Stadions sorgen auf jeden Fall die schöne
Außenansicht
sowie die schließbare Zeltdach-Konstruktion, das sehr an die
neue
Arena der Frankfurter Eintracht erinnert.
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