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 Deutschland 
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EURO 2012 - Halbfinale - 2011/2012 - Donnerstag, 28. Juni 2012, 20:45 Uhr
Deutschland - Italien (0:2) 1:2

Spielort: Stadion Narodowy (Nationalstadion), Warszawa
Zuschauer: 55.540 (ausverkauft)
GER: Neuer - Boateng (71. Müller), Hummels, Badstuber, Lahm - Schweinsteiger, Khedira - Kroos, Özil, Podolski (46. Reus) - Gomez (46. Klose)

ITA: Buffon - Balzaretti, Barzagli, Bonucci, Chiellini - Pirlo, de Rossi - Marchisio, Montolivo (64. Motta) - Balotelli (70. di Natale), Cassano (58. Diamanti)
Tore:
0:1 Balotelli (20., Kopfball, Vorarbeit Cassano),
0:2 Balotelli (36., Rechtsschuss, Montolivo),
1:2 Özil (90.+2, Handelfmeter, Linksschuss)
Schiedsrichter: Stéphane Lannoy (Frankreich)


Kurzer Ausflug zum diesjährigen internationalen europäischen Kostümfestival, das im Sommer 2012 in Polen und in der Ukraine stattfand und in dessen Nebenprogrammm ja auch noch ein bisschen Fußball gespielt wurde. Es war für mich wirklich einer der spontansten und kürzesten Ausflüge außerhalb Deutschlands. Erst am späten Freitagabend der Vorwoche hatte ja festgestanden, dass sich das deutsche Team durch einen 4:2-Sieg im Viertelfinale über Griechenland überhaupt für dieses Halbfinale qualifiziert hatte. Schon einen Tag später, am Samstag, gab es beim Fanclub Nationalmannschaft das Angebot für Tickets, in Verbindung mit Charterflügen hin und zurück am Spieltag, also einem Tagestrip. Nach einem kurzen Telefonat mit einem Geschäftsfreund war klar: "Das machen wir!". Schon am darauffolgenden Montag bekamen wir die Bestätigung, dass wir mit unserer Buchung Erfolg hatten.

Also brachen wir viel zu früh an diesem Donnerstagmorgen von Bochum aus auf und erreichten nach knapp 40 Minuten den Flughafen Köln-Bonn. Von dort aus ging es per Charterflug mit "Germania" in knapp zwei Stunden nach Warschau, mit 1,75 Millionen Einwohnern die mit Abstand größte Metropole in unserem Nachbarland. Es war wirklich alles perfekt organisiert. Mit dem Bus ging es zunächst in die Innenstadt von Warschau, und dank der zugestiegenen polnischen Reisebegleitung gab es eine einstündige Stadtfühung mit interessanten Infos über die Stadt. Anschließend wurden wir noch zur Ticketausgabestelle gefahren, wo alle Teilnehmer ihren Voucher gegen eine Eintrittskarte eintauschen konnten. Schließlich ging es gegen Mittag zum Kulturpalast in die Innenstadt, wo wir "entlassen" wurden und den Rest des Tages zur freien Verfügung hatten. Natürlich wurde noch ein Treffpunkt für die Rückfahrt ausgemacht. Eine Stunde nach dem Abpfiff des Spiels sollte es mit dem gleichen Bus direkt vom Stadionparkplatz aus wieder zurück zum Flughafen gehen.

Zuerst schauten wir uns die große Fanzone am Kulturpalast an, die zu dieser frühen Uhrzeit natürlich noch ziemlich leergefegt war. Der Kulturpalast, mit 237 Meter Höhe der höchste Gebäude in Polen, ist mittlerweile eines der bekanntesten und beliebtesten Wahrzeichen in Warschau, nachdem das Gebäude zunächst, nach seiner Errichtung in der 1950er Jahren (auf Anordnung Josef Stalins), in der Bevölkerung eher verhasst war, weil es für die Zeit der Unterdrückung durch die Sowjetunion stand. Gemeinsam mit zwei Darmstädtern, mit denen wir uns auf dem Hinflug angefreundet hatten, schlenderten wir also durch die polnische Hauptstadt, durch die große Fußgängerzone, durch die wunderschöne Altstadt und hielten immer wieder für eine kleine "Pause" mit Nahrungsaufnahme an den vielen Cafés, Restaurants und Biergärten der City, und aßen unter anderem Pierogi in verschiedenen Varianten. Fazit: Warschau ist definitiv eine Stadt, die ich gerne noch einmal mit viel mehr Zeit erkunden möchte! Schließlich liefen wir etwa zwei Stunden vor dem Anpfiff langsam Richtung Ground, der ebenfalls in der Innenstadt, direkt an der Weichsel, liegt.

An diesem sommmerlichen Abend stand also in der polnischen Hauptstadt, im damals noch nagelneuen Nationalstadion Warschaus, das zweite Halbfinale 2012 zwischen Deutschland und Italien, also ein echter Klassiker des internationalen Fußballs, auf dem Programm. Bereits fünfmal bei Weltmeisterschaften, darunter einmal im Finale und zweimal im Halbfinale, hatten sich die Auswahlteams beider Verbände gegenübergestanden. Bei den Duellen zwischen den beiden Kontrahenten ging es immer sehr spannend und eng zu, aber ein Sieg war Deutschland bisher noch nie vergönnt gewesen. An diesem Abend stand das dritte Aufeinandertreffen von Schwarz-Weiß und Blau-Weiß bei einer Europameisterschaft an, und nachdem man sich vorher zweimal jeweils in der Gruppenphase Unentschieden getrennt hatte, gewannen die Italiener an diesem Abend überraschend weil hochverdient gegen das deutsche Team, dank eines überragenden Regisseurs Andrea Pirlo und zwei Toren des an diesem Abend ebenfalls sehr stark spielenden Mario Balotelli. Im deutschen Team konnte eigentlich nur Sami Khedira überzeugen, der Rest bekam in den Medien völlig zu Recht (Schul-)Noten zwischen fünf und sechs.

Mit einem derart verdienten Erfolg der Italiener war vor diesem Spiel eigentlich nicht zu rechnen, galt das deutsche Team doch neben Spanien als einer der Topfavoriten auf den EM-Titel 2012. Aber während die Spanier sich einen Tag vorher gegen die Nachbarn aus Portugal mit einem 4:2 nach Elfmeterschießen mit etwas Glück ins Finale gekämpft hatten, bekam das deutsche Team eine Lehrstunde erteilt, vor allem in Sachen Cleverness und Chancenverwertung, aber auch in spielerischer und taktischer Hinsicht. Das deutsche Team hatte vor diesem Turnier die beste Qualifikation aller Zeiten gespielt und erstmals alle zehn Spiele gewonnen. In der Gruppenphase dieser Europameisterschaft hatte man genauso souverän alle drei Spiele gewonnen (1:0 gegen Portugal, 2:1 gegen die Niederlande und 2:1 gegen Dänemark), dazu kam ein verdienter 4:2-Erfolg gegen Griechenland im Viertelfinale. Aber auch die Italiener waren vor diesem Spiel in den Pflichtspielen vor und während dieser EM noch unbesiegt. In ihrer Quali-Gruppe wurden sie ebenfalls souverän Gruppensieger, bei allerdings "nur" acht Siegen und zwe Unentschieden. In der Gruppenphase dieser EM hatte man jeweils Spanien und Kroatien am Rand einer Niederlage, musste sich am Ende jeweils mit einem 1:1 begnügen. Es folgten ein 2:0-Erfolg über Irland im letzten Gruppenspiel, wodurch man sich erst für die Endrunde qualifizierte, und ein 4:2 nach Elfmeterschießen im Viertelfinale gegen England.

Das "Stadion Narodowy" in Warschau wurde in den Jahren 2009 bis 2012 für die Fußball-Europameisterschaft 2012 komplett neu erbaut, und ersetzte das "Stadion Dziesięciolecia" (zu deutsch: "Stadion des 10. Jahrestages") an gleicher Stelle, das nach dem Zweiten Weltkrieg aus Ruinenschutt entstanden war und bis zum seinem Abriss das polnische Nationalstadion war. Offiziell eröffnet wurde
das neue "Stadion Narodowy" ein halbes Jahr vor der EM, am 29. Januar 2012 mit einem Länderspiel Polen gegen Portugal (0:0). Der Ground, der meiner Meinung nach zu den wenigen gelungenen Neubauten in letzter Zeit gehört, beherbergt zurzeit keinen Fußballklub (Legia Warschau blieb in seinem Heimground "Stadion Wojska Polskiego"), ist aber als Nationalarena seit 2012 das Heimstadion der polnischen Fußballnationalmannschaft, der polnischen Rugby-Nationalmannschaft sowie der polnischen American-Football-Nationalmannschaft. Für die individuelle Note des neuen Stadions sorgen auf jeden Fall die schöne Außenansicht sowie die schließbare Zeltdach-Konstruktion, das sehr an die neue Arena der Frankfurter Eintracht erinnert.