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  Glentoran Football Club  
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   Cliftonville Football Club   
  Glentoran FC Offiziell
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  Cliftonville FC Offiziell
1. Liga Nordirland 2017/2018 - Samstag, 24. Februar 2018, 15:00 Uhr
Glentoran FC - Cliftonville FC (0:0) 1:0

Spielort: The Oval, Belfast
Zuschauer: 2.000
GFC: Morris - Redman, Birney, Kerr, W.Garrett - Gordon, Knowles (45. Nelson), McDaid, McGuigan (73. McMahon) - Davidson (82. Addis), Allen
CFC: Neeson - Ives (74. Gormley), Breen, Harney, Cosgrove - Harkin (74. Winchester), Curran, McDonald, Bagnall (33. S.Garrett) - R.Donnelly, J.Donnelly
Tore:
1:0 Allen (61., Vorarbeit Garrett)
Schiedsrichter: Timothy Marshall
Bes. Vorkommnisse: Neeson (CFC) hält Foulelfmeter von Allen (GFC), (11.)


Von Dublin ging es an diesem bedeckten aber trockenen Samstag weiter nach Belfast, um endlich den ersehnten Länderpunkt Nordirland abzuhaken. Frühmorgens fuhr ich mit der LUAS-Straßenbahn zunächst einmal wieder vom Ibis-Hotel zurück ins Zentrums Dublins und lief zur O'Connell Street. Von dort aus nahm ich dann den Fernbus, der mich in etwa 2,5 Stunden mit einem kurzen Zwischenstopp am Dubliner Flughafen direkt nach Belfast brachte, also von Irland nach Großbritannien. Mit jeweils neun Euro, also insgesamt 18 Euro hin und zurück ein fairer Preis für die knapp 170 km lange Strecke. Interessant war, dass man die Landesgrenze zwischen Irland und Nordirland so gut wie gar nicht wahrnehmen konnte. Einzig an der obligatorischen Empfangs-SMS des Telefonanbieters und der Tatsache, dass die Autobahn- und Straßenschilder plötzlich nicht mehr zweisprachig auf irisch und englisch, sondern nur noch auf englisch angezeigt wurden, erkannte man, dass man gerade in ein anderes Land, also in den britischen Teil der Insel, gefahren war.

Gegen 12 Uhr mittags erreichte ich also den Busbahnhof an der Glengall Street in der Innenstadt von Belfast. Zunächst einmal ging ich zum nur fünf Gehminuten entfernten vorab reservierten Hotel, um wieder den lästigen Rucksack loszuwerden. Dort erwartete mich ein kostenfreier, direkter Early-Check-In sowie ein Upgrade, denn ich bekam ebenfalls kostenlos die Teilnahme am Frühstück für den kommenden Morgen angeboten. Das nenne ich mal einen freundlichen Empfang! Überhaupt gefiel mir Belfast von Anfang viel besser als Dublin. Eine schöne, entspannte und doch boomende Stadt. Nicht zu klein, und nicht zu groß. Wenn man die Stadt so sieht, kann man es eigentlich kaum glauben, dass hier vor gerade einmal 20 Jahren noch ein Bürgerkrieg tobte.

Denn vor allem mit Belfast verbindet man natürlich erst einmal den Nordirland-Konflikt, der bis 1998 im gesamten Norden der Insel schwelte. Nicht erst seit dem Bürgerkrieg gibt es in den Städten Nordirlands Straßenzüge oder ganze Stadtteile, die entweder nahezu zu 100% irisch-katholisch oder protestantisch-britisch bewohnt sind, und die durch die typischen "Murals" (Wandgemälde) geprägt bzw. markiert und durch Mauern oder Zäune voneinander getrennt wurden. Wobei es bei dem Konflikt ja eigentlich nicht um die Religion ging, sondern mehr um die Zugehörigkeit zu einer der beiden großen Volksgruppen. Nach der Eroberung der irischen Insel hatten die Briten bekanntlich viele protestantische Engländer und Schotten in Nordirland angesiedelt und die irisch-katholischen "Ureinwohner" teilweise enteignet und unterdrückt. 1921 lösten sich die anderen Landesteile Irlands vom Vereinigten Königreich und errichteten einen Freistaat. Nordirland aber blieb bei Großbritannien. So richtig Fahrt nahm der Konflikt im Norden aber erst ab dem Jahr 1948 auf, als der größte Teil Irlands endgültig unabhängig von Großbritannien wurde und die Republik Irland gegründet wurde. Einerseits kämpfte der irischstämmige Teil der Bevölkerung mit Unterstützung der IRA dafür, dass der Norden auch wieder zu Irland gehören sollte, was auch in der Verfassung der Republik Irland festgelegt worden war. Andererseits kämpfte der britischstämmige Teil der Bevölkerung für einen Verbleib bei Großbritannien. Beendet wurde der Konflikt erst 1998, als Irland auf den Gebietsanspruch auf Nordirland offiziell verzichtete und die IRA die Waffen niederlegte.

Von meinem Hotel aus waren es gerade einmal ein paar Minuten zu Fuß, bis man an der Falls Road, einem irisch-katholischen Straßenzug, angekommen war. Während um mich herum die vielen Touristenbusse und die schwarzen Taxis vorbeifuhren, entschied ich mich, die wichtigsten Orte der "Troubles" zu Fuß zu erkunden, was absolut kein Problem war. An der Falls Road wird auf den Murals der irischen "Helden" und Opfer während des Bürgerkriegs gedacht, wie zum Beispiel Bobby Sands, der als politischer Gefangener nach einem Hungerstreik starb. Im "Garden of Remberance" gedenkt die IRA ihren Gefallenen. Wenn man eine Straße vorher rechts abbiegt, kommt man nach nur wenigen Metern an den Mauern und Toren vorbei, die das irische vom britischen Viertel direkt nebenan trennen. Die Tore und Türen zwischen den Vierteln sind übrigens auch heutzutage nur tagsüber offen, und werden nachts aus Sicherheitsgründen wieder geschlossen. Von der Falls Road bog ich also in den Cupar Way ab und ging an der "Peace Wall" entlang. So in etwa muss man sich in Berlin während des "Kalten Krieges" gefühlt haben. Denn die Friedensmauer mit dem zynisch klingenden Namen ist eigentlich eine imposant hohe Mauer mit Stacheldraht, die den Frieden zwischen den beiden Volksgruppen garantiert. Wenn man den Cupar Way an der Peace Wall entlang bis zum Ende durch läuft, landet man automatisch auf der Shankill Road, der bekanntesten Straße eines der britisch-protestantischen Viertel. Auch hier gibt es wieder jede Menge Murals. Nur geht es hier nicht um die Freiheit Irlands, sondern um die Zugehörigkeit zu Großbritannien und zur britischen Krone.

Von der Shankill Road ging ich wieder zurück in die Innenstadt, die auch jede Menge Sehenswertes zu bieten hat, unter anderem die "City Hall", also das Rathaus und das wahrscheinlich markanteste Gebäude der Stadt, sowie den "St. George's Market", eine historische Markthalle aus dem 19. Jahrhundert, wo es Samstags sogar Livemusik gibt und der "Victoria Square", einem modernen, großen Einkaufszentrum. Wenn man weiter Richtung Hafen geht, sieht man noch mehr vom "neuen" Belfast. Zum Beispiel die "Statue of Harmony" und der "Big Fish", der zu einem der Wahrzeichen der Stadt geworden ist. Er spielt auf den "Salmon of Knowledge" (Lachs des Wissens), eine Figur aus der mittelalterlichen irischen Mythologie, an.

Von dort aus ging ich weiter zu Fuß zu meinem heutigen Ziel des Tages, dem "Oval", also dem Stadion des nordirischen Erstligisten Glentoran FC. Unterwegs dorthin fallen einem immer wieder die beiden gelben Krane der "H&W-Werft" (Harland & Wolff) auf. Zu ihren Glanzzeiten gehörte die Werft zu den bedeutendsten Europas. Unter anderem war hier bis 1912 die Titanic gebaut worden. Direkt nebenan hat das wohl berühmteste Schiff der Welt sogar ein ganzes Museum bekommen, das mittlerweile zu den größten Attraktionen in Belfast zählt. Auf dem Fußweg zum "Oval" fällt einem auch gleich auf, dass man sich hier offensichtlich in einem britisch-protestantischen Stadtviertel befindet. Auch hier gibt es Murals, in Gedenken an gefallene britische Kämpfer während des Bürgerkriegs und überall an den Häusern hier weht der "Union Jack".

Auch vor dem Fußball haben die jahrzehntelangen Unruhen natürlich keinen Halt gemacht. So meldete sich der einzige irisch-katholisch dominierte Fußballklub der Stadt, Celtic Belfast, bereits 1949 vom Spielbetrieb ab, weil es bei Spielen gegen die mehrheitlich pro-britischen Klubs immer wieder bürgerkriegsähnliche Ausschreitungen gab und man die Sicherheit der Spieler und Zuschauer nicht mehr garantieren konnte. Deshalb spielt auch der einzig verbliebene irisch-katholische Klub Nordirlands, Derry City, im Ligensystem der Republik Irland mit, weil man immer noch Randale befürchten müsste, wenn es zu Duellen mit britisch-protestantischen Vereinen kommen würde. Im Grunde ist es aber auch im Fußball ruhiger geworden, in Nordirland. Den letzten größeren Skandal gab es im Dezember 2016, als beim Spiel Linfield gegen Glentoran über die Stadionlautsprecher das verbotene, alte pro-britische Hetzlied "The Billy Boys" gespielt wurde. Darin heißt es unter anderem: "Wir stehen bis zu den Knien im Blut der Katholiken. Gebt auf – oder ihr werdet sterben!" Dazu muss man sagen, dass Linfield als Klub der besonders radikalen pro-britischen "Unionisten" gilt. 

Das gilt für Glentoran nicht (mehr), aber an diesem Nachmittag stand für mich sowieso das Stadion im Vordergrund. "The Oval" ist wahrscheinlich der schönste Ground der ganzen Insel. Nur kurz unterbrochen durch den Zweiten Weltkrieg trägt der Glentoran FC bereits seit 1892 hier an diesem Ort seine Heimspiele aus. Zwei schön alte, überdachte und in den Vereinsfarben grün und rot gehaltene Sitzplatztribünen auf den beiden Längsseiten sowie unüberdachte Stehstufen mit uralten, teils schon abgebrochenen Wellenbrechern auf den beiden Hintertorseiten lassen das Herz eines jeden Groundhoppers sicherlich höher schlagen. Leider nicht mehr lange, denn der Abriss und der Bau eines neuen Grounds für Glentoran sind bereits seit einigen Jahren beschlossen. Der "Glentoran Football Club" selbst wurde 1882 gegründet und kann auf die stolze Bilanz von 23 nordirischen Meistertiteln und 22 nordirischen Pokalsiegen zurückblicken.

Auch wenn es sich an diesem Nachmittag um ein Derby zwischen zwei Klubs aus Belfast handelte, gab es so gut wie keine Stimmung. Wunderbar oldschool ist aber die komplette Beflaggung der Heimstehkurve mit unzähligen Zaunfahnen und die Tatsache, dass die Heimfans genau wie früher zwischen den beiden Halbzeiten von Kurve zu Kurve wanderten, und immer hinter dem Tor standen, auf das ihr Team spielte.

Das gestrige extrem niedrige Spielniveau beim Spiel der Shamrock Rovers wurde an diesem Nachmittag von Glentorn und Cliftonville tatsächlich noch einmal unterboten. So ist es kein Wunder, dass Glentoran in der aktuellen UEFA-Klubrangliste lediglich auf Platz 426 steht, noch hinter den Spitzenteams von den Färöer Inseln, Andorra, Malta oder Luxemburg. Als die Gastgeber auch noch einen Foulelfmeter verschossen, hatte ich schon Angst, dass dieses Wochenende auf der grünen Insel für mich fußballtechnisch komplett torlos enden könnte. Schließlich gelang Glentoran in der 61. Minute doch noch der Siegtreffer. Aber auch der war symptomatisch für das ganze Spiel, denn nach einem wilden Herumgestochere im Strafraum, einer Rettungstat des Torhüters, der den Ball aber genau zurück in die Strafraummitte faustete und zwei Mal Klären auf der Linie landete der Ball doch irgendwie im Tor. Das war der perfekte Einstand für Glentorans neuen Trainer Ronnie McFall. Glentoran machte quasi "den Heynckes", denn McFall ist auch schon 72 Jahre alt und war auch schon mal Coach bei diesem Klub, allerdings war das von 1979 bis 1984. Also schon ein Weilchen her.

Am nächsten Morgen ging es für mich wieder mit dem Bus zurück nach Dublin, und mittags wieder mit dem Flieger zurück nach Düsseldorf.