Real
Madrid - Deportivo La Coruña (2:1) 7:1
Spielort: Estadio Santiago
Bernabéu, Madrid
Zuschauer: 63.504
RMCF:
Navas - Carvajal, Varane, Nacho, Marcelo - Modric (76.Kovacic),
Casemiro, Kroos - Bale (82.Vazquez), Mayoral (64.Benzema),
Cristiano Ronaldo
DLC:
Ruben - Juanfran, Schär, Aldo One, Luisinho - Borges (54.Emre
Colak),
Guilherme, Pedro Mosquera (48.Exposito) - Lucas Perez, Andone
(79.Carles Gil), Adrian Lopez
Tore:
0:1 Adrian Lopez (23.),
1:1 Nacho (32.),
2:1 Bale (42.),
3:1 Bale (58.),
4:1 Modric (68.),
5:1 Cristiano Ronaldo (78.),
6:1 Cristiano Ronaldo (84.),
7:1 Nacho (88.)
Schiedsrichter:
David Fernandez Borbalan (Almería)
Nach dem
sehr netten Mittagsbesuch bei CD Móstoles ging es an diesem
immer
noch sehr sonnigen Januar-Sonntag bei immer noch zweistelligen
Temperaturen dann also wieder zurück nach
Madrid.
Zunächst fuhren wir wieder mit der S-Bahn bis zum Hauptbahnhof
Atocha. Dort nahmen wir wieder die S-Bahn in Richtung Flughafen, aber
stiegen dieses Mal schon etwas vorher, nämlich am Bahnhof
„Nuevos
Ministerios“ aus. Wie der neue Ground von Atlético
Madrid verfügt auch das Estadio Santiago Bernabéu
zwar über eine eigene
U-Bahn-Station,
aber von „Nuevos Ministerios“ sind es gerade einmal
zehn Minuten zu
Fuß zum Stadion von Real Madrid. Das schien uns wesentlich
angenehmer, als uns für eine Station, für die man
noch in eine andere U-Bahn-Linie umsteigen
hätte müssen, in die dann wahrscheinlich
proppenvolle U-Bahn Richtung Stadion zu quetschen.
Rund um das
Estadio Santiago Bernabéu herrschte rund eine Stunde vor
Anpfiff
schon reges Treiben. Für mich ging mit dem Besuch dort wieder
mal
ein großer Fußballtraum in Erfüllung. Im
Grunde hatte ich eigentlich schon
seit dem WM-Finale 1982 (Italien vs. Deutschland 3:1) davon
geträumt,
einmal in diesen Ground ein Fußballspiel zu schauen. Die
vielen
Fan- und Cateringstände direkt an den Eingängen waren
so früh
schon stark
frequentiert. Tickets hatten wir uns bereits online als Print-at-home
vorab in der
günstigsten
Kategorie bestellt, aber das bedeutete auch, dass wir ganz nach oben,
in den obersten der vielen Ränge hoch mussten. Die vier
großen
Außentürme - als Ein- und Ausgang für die
Zuschauer - erinnerten mich direkt
an das Stadio San Siro in Mailand (nur, dass es dort viel mehr davon
gibt). Aber nobel, wie man beim königlichen
Fußballklub in Madrid
nun mal ist, braucht man dort hinauf keine einzige Treppe zu laufen, sondern
kann ganz bequem die Rolltreppen bis nach ganz oben unter das Dach
nehmen.
Das Estadio
Santiago Bernabéu ist mit 81.044 Plätzen nach dem
Camp Nou in
Barcelona das zweitgrößte Fußballstadion
in Spanien und das
achtgrößte in Europa. Aktuell passen hier offiziell
exakt 316 Zuschauer weniger als ins
Dortmunder Westfalenstadion hinein, das in dieser
Rangliste Platz
sechs belegt. Wenn man allerdings berücksichtigt, dass das
Stadion in
Dortmund mehr als 20.000 Stehplätze hat, und das Estadio
Santiago
Bernabéu mittlerweile ein reines Sitzplatzstadion ist, ist
es am Ende doch eigentlich größer als der Ground des
BVB. 1947 war
der Ground von Real Madrid mit einer Kapazität von 75.000
Plätzen
eröffnet worden, und wurde bis 1953 sogar noch auf 125.000
Plätze
ausgebaut. Zur Fußball-WM 1982 in Spanien verringerte sich
dann
die
Kapazität auf „nur“ noch 90.000 Besucher,
weil ein Teil der
Stehplätze versitzplatzt wurde.
Zwischendurch wurde die
Kapazität noch einmal erhöht, aber seit 1998, als
auch alle restlichen
Stehplätze in Sitzplätze umgewandelt worden
waren,
liegt das
Fassungsvermögen dieses Grounds bei knapp über 80.000
Zuschauern.
Zu
Real
Madrid braucht man natürlich nicht viel zu schreiben. Der wohl
berühmteste Fußballklub Europas wurde 1902 als
"Madrid FC" gegründet.
Später wurde daraus der „Real Madrid Club de
Fútbol“, also der
„Königliche Madrider
Fußballklub“, wie der Verein heute auch noch
heißt. Traditionell ist in Spanien eigentlich die komplette
Königliche Familie Fan von Real Madrid, aber der neue
spanische König Felipe ist bekennender Fan vom
großen Lokalrivalen Atlético
Madrid. Auch wenn
man mit dem FC Barcelona einen quasi ebenso großen
Gegenspieler
hat, ist Real Madrid mit 33 Titeln spanischer
Fußball-Rekordmeister und damit etwas erfolgreicher als die Katalanen. Mit 12 Titeln in der
Champions League bzw. im Europapokal der Landesmeister und zwei Titeln
im UEFA-Cup ist Real dazu auch noch Europas erfolgreichster
Fußballverein. Im Gegensatz zu vielen anderen
europäischen und
deutschen Spitzenklubs ist man aber (noch) keine Kapitalgesellschaft,
sondern noch als eingetragener Verein organisiert.
Bequem
über
die vielen Rolltreppen erreichten wir also unsere Plätze im
obersten
Rang des Stadions, und stellten als erstes einmal fest, dass man, wenn
man hier für ganz oben ein Ticket gekauft hat, keine
besondere
Höhenangst
haben sollte, denn die obersten Ränge sind so
dermaßen steil
gebaut, dass man bei einem Ausrutscher gleich mal ein paar
Ränge
unten landen würde. Überhaupt ist es sehr
außergewöhnlich, dass
ein derart riesiges Stadion quasi mitten in der Innenstadt steht. Wir
beobachteten von dort oben, wie sich das Stadion langsam mit Fans und
vielen, vor allem asiatischen Touristen füllte, und sich auch
die
„Ultras Sur“, die aktive Anhängerschaft
von Real, optisch
einheitlich weiß gekleidet, so langsam auf ihrem Stammplatz
hinter dem Tor auf der Südtribüne formierte. Auch
direkt
hinter
uns gab es noch eine kleine Supportergruppe, die zum Einlauf der
Mannschaft etwas Konfetti warf und ebenfalls durchgängig ihr
Team
lautstark unterstützte. Auch die „Ultras
Sur“ supporteten
durchgängig und lautstark, allerdings stimmten die restlichen
Tribünen viel zu selten einmal in die Gesänge ein.
Überhaupt gab
es um uns herum viele Zuschauer, die überhaupt keine Emotionen
zeigten und noch nicht einmal bei den - zum Teil sehr schön
herausgespielten - Toren jubelten. Und das waren
nicht nur Touristen. Trotzdem war das stimmungsmäßig
viel
besser, als ich vorher erwartet hatte.
Dabei
hätte
das Spiel eigentlich jede Menge Anlass für laute
Freudengesänge
gegeben, nicht nur wegen der insgesamt acht Tore an diesem Nachmittag.
Real Madrid, das zu diesem Zeitpunkt nur auf Platz vier in
der spanischen Primera Division lag, also sich in einer für
diesen
Klub großen sportlichen Krise befand, zauberte und dominierte
seinen
Gegner derart, wie ich es ganz selten bei einem Spiel im Stadion erlebt
habe. Trotzdem gingen die Gäste von Deportivo La
Coruña
überraschenderweise in der 23. Minute in Führung. Wie
man es häufiger
mal bei Real sieht, war auch an diesem Nachmittag die Defensive nicht
immer ganz sattelfest. Zu dem Zeitpunkt des Führungstores
für die Gäste hätte Real allerdings
auch
schon mit 3:0 führen können, wenn man seine vielen
Torchancen etwas
besser verwertet hätte. Zehn Minuten nach dem
Rückstand gelang Real
dann der hochverdiente Ausgleich, und man hatte irgendwie das
Gefühl,
dass jetzt der Bann gebrochen war, denn jetzt gab es wirklich
Großchancen im Minutentakt und die Gäste wackelten
ganz
schön in der Defensive. Allerdings gab es nur noch ein
weiteres
Tor vor der Pause,
von Gareth Bale, das aber dafür äußerst
sehenswert war.
Kurz nach
der Pause erhöhte Real auf 3:1, und nahm die Gäste
anschließend völlig
auseinander. Beim Abpfiff stand es 7:1, aber auch ein 12:1 oder 15:1
hätte
dem Spielverlauf völlig entsprochen. Allerdings auch ein 12:3
oder 15:3, denn auf der anderen Seite
zeigte
die Real-Defensive weiterhin auch viele Schwächen. Also auch
Deportivo La
Coruña hätte durchaus noch das eine oder andere Tor
erzielen
können.
Für uns
ging es nach dem Abpfiff wieder zurück zur Station
„Nuevos
Ministerios“, von der wir per U-Bahn noch einmal zum Puerta
del Sol
fuhren, um ein letztes Mal bei diesem Kurztrip die
wunderschöne
Atmosphäre in der Madrider Innenstadt zu erleben und ein
leckeres Schinkenbrot im "Museo del Jamon" zu essen.
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