Djurgårdens
IF - Hammarby IF (0:1) 1:1
Spielort: Tele2 Arena, Stockholm
Zuschauer: 24.147
DIF: Isaksson - Beijmo, Une Larsson,
Olsson,
Käck - Eriksson, Karlström,
Källström, El Kabir
(84. Radetinac) - Engvall, Walker (78. Badji)
HIF:
Wiland
- Sævarsson, Paulsen, Degerlund, Solheim - Hamad, Bakircioglu
(62. Smárason), Andersen, Tankovic (71. Asaad) - Dibba
(85. Cabral), Svendsen
Tore:
0:1 Paulsen (41., Kopfball, Vorarbeit Bakircioglu),
1:1 Olsson (53., Kopfball, Vorarbeit Källström)
Schiedsrichter:
Bojan Pandzic (Göteborg)
An
diesem Wochenende ging es mal wieder zu einem kleinen Ausflug nach
Schweden. An diesem Samstagmittag flog ich mit dem
irischen Billigflieger von Weeze am Niederrhein in etwa zwei Stunden
zum Flughafen Skavsta, der ca. 100 km südwestlich von
Stockholm, also mitten in der Pampa,
liegt. Und die schwedische Hauptstadt war mein erstes Ziel dieses
Kurztrips. Also nahm ich den "Flugbus", der mich in weiteren 1,5
Stunden zum Cityterminalen nach Stockholm brachte. Das "Cityterminalen"
liegt zentral in der Innenstadt, direkt neben dem Stockholmer Hauptbahnhof.
Für die ersten beiden Nächte hatte ich mich in einem
kleinen
Hotel einquartiert, das nur zwei U-Bahn-Stationen vom Hauptbahnhof (und
damit von der Innenstadt) entfernt liegt, aber um gleich mal etwas von
der Atmosphäre der schwedischen Hauptstadt einzuatmen, ging
ich
erst mal per
pedes in
etwa 15 Minuten dorthin,
um einzuchecken
und endlich den nervenden Rucksack loszuwerden. In der Umgebung des
Hotels waren sehr
viele Restaurants, Pubs, Cafés zu finden, und so war die
Frage der
Nahrungsaufnahme auch sehr schnell geklärt.
Am ersten Tag in Stockholm gab es keinen Fußball für
mich.
Es hätte zwar theoretisch ein paar interessante
Möglichkeiten gegeben,
aber
alle Kicks in Stockholm oder Umgebung waren mit Anstoß um 16 Uhr angekündigt, und weil ich
frühestens
um 16:15
Uhr überhaupt erst einmal die Innenstadt erreichen würde, machte das alles irgendwie
keinen großen Sinn mehr. Irgendein unterklassiges Spiel (also
unterhalb der 5. Liga) am späten Nachmittag hätte man sich vielleicht noch
anschauen
können, aber bei der Aussicht investierte ich die
heutige
Zeit lieber ins Sightseeing der wirklich schönen schwedischen
Hauptstadt. Aber das war mir alles sowieso schon vorher klar, und so
führte
mich mein
erster Weg nach einer kleinen Pause im Hotelzimmer natürlich
nach "Gamla Stan",
also in die Stockholmer Altstadt, die auf einer kleinen Insel liegt und
ganz sicher zu den schönsten Altstädten Europas
gehört. Neben
den vielen sehenswerten, engen Gassen, die teilweise nur 90 cm breit
sind, und dem Stortorget (dem "großen Marktplatz") mit den
berühmten bunten Häusern, liegt auch das
Königsschloss
auf der Altstadtinsel. Wie schon bei meinem ersten Besuch im Jahre 2010
schaute ich mir u.a. die "Tyska kyrkan" ("Deutsche Kirche") an, wo die
Gottesdienste immer noch auf deutsch gepredigt werden.
Auch der Sonntag startete für mich relativ früh, da
ich mir
noch möglichst viel von dieser einfach herrlichen Stadt
anschauen wollte, und natürlich auch schon
früh an der "Tele2 Arena" sein wollte, wo an diesem Tag der
Höhepunkt dieses Kurztrips auf dem Programm stand,
nämlich
das Stockholmer Stadtderby zwischen Djurgårdens IF und
Hammarby
IF am 25. Spieltag der schwedischen Eliteklasse. Während ich
mir
bei meinem ersten Besuch in Stockholm mit dem Råsunda Stadion
und
dem Olympiastadion zwei der schönen Oldschoolgrounds
angesehen
hatte, gab es also dieses Mal eine der neumodischen Arenen zu sehen.
Auch die schwedische Hauptstadt ist (leider) mittlerweile im modernen
Arenen-Zeitalter angekommen. So musste zum Beispiel das
wunderschöne
Råsunda
Stadion von AIK der neuen, eher nüchtern wirkenden
Nationalarena weichen und auch der
alte Heimground von Hammarby IF, das Söderstadion, ist
inzwischen
abgerissen worden. Nur 500 Meter entfernt vom alten Standort des
Söderstadions ist auch
dort ein neuer Mehrzweck-Ground entstanden, die 30.000 Zuschauer
fassende "Tele2 Arena". Auch Djurgårdens IF, der dritte
große
Hauptstadtklub, hat inzwischen das großartige, alte
Olympiastadion verlassen (immerhin
trägt das Frauenteam von DIF dort noch seine Heimspiele aus)
und
ist ebenfalls in die im Juli 2013 eröffnete "Tele2 Arena"
umgezogen.
Also gibt es aktuell zwei Nutzer der neuen Arena, aber streng genommen
bedeutet das eigentlich ausnahmslos Auswärtsspiele
für Djurgårdens
IF, dessen Fans eigentlich aus der Mitte Stockholms kommen,
während Hammarby weiterhin in seinem Heimatstadtteil
Södermalm im Süden der Hauptstadt seine
Heimspiele
austragen darf. Södermalm ist ja vor allem für das
Szeneviertel SoFo bekannt, wo sich hauptsächlich Designer,
Künstler, viele internationale Restaurants und
Cafés sowie
auffallend viele Second-Hand-Läden angesiedelt haben, weswegen
Hammarby IF ja auch oft - von der Fanstruktur und vom Hintergrund her -
mit dem FC Sankt Pauli verglichen wird.
So war Hammarby IF also an diesem Nachmittag zu Gast im eigenen Stadion, und die
Anhänger der Grün-Weißen hissten als Intro
gleich mal
ein Riesentransparent über die gesamte Hintertorseite, mit den
Worten "Herrarna i huset" ("Die
Hausherren"). Dazu gab es dann jede Menge Fahnen in den Vereinsfarben,
sowie Massen von Konfetti und Pyrotechnik. Auch auf der Heimseite von
Djurgårdens IF gab es zu Beginn des Derbys natürlich
eine große
Choreographie. Im gesamten Fanbereich wurden Papptafeln in den
Vereinsfarben blau, gelb und rot hochgehalten und dazu wurde ein
Schriftzug (frei übersetzt: "Bewaffne dich mit allem, wonach
du dich sehnst und
träume weiter") über drei Tribünen hinweg
präsentiert. Dazu gab es dann noch Rauch, ebenfalls in den
drei
Vereinsfarben blau, gelb und rot. Durch die starke Rauchentwicklung der
beiden Intros wurde der Anpfiff auch gleich mal zehn Minuten nach
hinten verschoben, weil man das Spielfeld vor lauter Rauch kaum noch
erkennen
konnte. In Schweden gibt es da aber glücklicherweise keinerlei
Pfiffe, sondern der
Großteil der Leute erfreut sich an den schönen
Choreos und
wartet einfach geduldig auf den Anpfiff. Auch das kannte ich ja schon
von meinen letzten Besuchen in Schweden.
Letztendlich konnte dieses Derby wirklich alles halten, was es vorher
versprach. Stimmungsmäßig und atmosphärisch
war das
ganz sicher das beste, was ich je bei einem Fußballspiel
gesehen
habe. Dagegen ist das von mir geliebte Kopenhagen-Derby wirklich nur
ein laues Lüftchen. Auch zur zweiten Halbzeit gab es von den
Heimfans noch eine Pyroshow, aber eigentlich brannte es fast 90 Minuten
durchgängig in beiden Fanblöcken, und das nicht nur
sprichwörtlich. Im Gästeblock bei Hammarby gab es
durchgängig eine
beeindruckende Mitmachquote von nahezu 100%. Auch die Stimmung bei den
DIF-Anhängern war sehr gut. Wenn die Stimmung vom Fanblock auf
die
anderen Tribünen hinüberschwappte, waren die
Gesänge so
brachial laut, dass das bei mir sofort Gänsehaut verursachte.
Etwas, das sonst eher nicht so schnell bei mir passiert.
Ach ja, gespielt wurde natürlich auch, und das Stadtderby auf
dem
Rasen war wie das Duell auf den Rängen auch durchaus
interessant
und höhepunktreich.
Djurgårdens IF, mit zwei ehemaligen schwedischen
Nationalspielern
in fortgeschrittenem sportlichen Alter, nämlich Keeper Andreas
Isaksson (35, u.a. Stade Rennes, Manchester City und PSV Eindhoven) und
Spielmacher Kim Källström (35, u.a. Stade Rennes und
Olympique Lyon), spielt in dieser Saison als aktueller Tabellenzweiter
um den Meistertitel mit und die heutigen Gäste von Hammarby IF
liegen im gesicherten Tabellenmittelfeld. Die Anfangsphase
gehörte
klar den Gastgebern, aber nach und nach kamen die Gäste immer
besser ins Spiel. Folgerichtig gingen sie dann kurz vor der Pause durch
ein Kopfballtor nach einer Ecke in Führung, was den
Gästeblock zum Ausrasten brachte und dieser auch noch die
Halbzeitpause hindurch euphorisiert einfach weitersang. Kurz nach dem
Wiederanpfiff gelang den Gastgebern - etwas überraschend zu
diesem
Zeitpunkt - der Ausgleich. Es war fast eine Kopie des
Führungstors
der Gäste, denn wiederum war es ein Kopfballtor eines langen
Innenverteidigers nach einer Ecke
von der rechten Seite. Anschließend war das Spiel ein Hin und
Her
mit vielen Großchancen auf beiden Seiten, und beide Teams
hätten dieses Spiel noch gewinnen können, aber
insgesamt
gesehen ging das Unentschieden meiner Meinung nach absolut in Ordnung.
Für mich ging es nach dem Spiel ins Hotel, um die
Berichterstattung über die Bundestagswahl 2017
(gewählt hatte
ich natürlich schon vorab per Briefwahl) zu verfolgen. Und am
nächsten Tag ging es per Zug nach Eskilstuna.
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