AIK
Solna - Malmö FF (2:0) 2:0
Spielort: Råsunda Stadion,
Solna
Zuschauer: 10.347
AIK: Turina - Pavey, Atta, Karlsson,
Johansson - Danielsson, Tjernström - Catovic (66.Gustafsson),
Johnson, Flávio - Engblom (80.Ljubojevic)
MFF: Dahlin - Vinzents, Jansson,
Andersson, Ricardinho - Molins (67.Hamad) - Mutavdzi, Kruys
(46.Elanga), Aubynn (63.Durmaz) - Larsson, Ofere
Tore:
1:0 Pavey (2., Strafstoß),
2:0 Flávio (40.),
Schiedsrichter:
Jonas Eriksson
Rote Karte:
Ofere (75., MFF, grobes Foulspiel)
Per
Billigflug ging es an diesem überaus sommerlichen Wochenende
am frühen
Freitagabend in ca. zwei Stunden von Köln-Bonn nach Stockholm,
und mein Mobilfunkanbieter empfing mich bei der Ankunft am Flughafen
Arlanda auch gleich gebührend per SMS: "Herzlich Willkommen in
Spanien
...". Naja, von den Temperaturen passte es ja. Immer noch 24 °C
um
22 Uhr abends (tagsüber waren es dann jeweils mehr als
30°C).
Mit dem hypermodernen "Arlanda-Express" ging es mit durchschnittlich
200 km/h in etwa 20 Minuten die 40 km bis zum Hauptbahnhof von
Stockholm. Einquartiert hatte ich mich für das Wochenende in
Laufweite des Hauptbahnhofes, direkt an der
Fußgängerzone,
also mitten in der City. Das "Rica Hotel Stockholm" gehört
zwar als
Vier-Sterne-Hotel nicht zu allerbilligsten Adressen in der
schwedischen Hauptstadt, aber mit einem Budget-Einzelzimmer direkt
unter dem Dach plus Sommer-Sonderangebot gestaltete sich der Preis dann
doch ganz erträglich.
Am
Samstagmorgen war natürlich erst einmal Sightseeing angesagt.
Durch die an einem schönen Sommertag natürlich sehr
belebte Fußgängerzone und über den "Sergels
Torg", den großen Platz mitten in der City, ging es zur
Tourist-Information, um sich den "Stockholm-Pass" zu kaufen, der
für die Gültigkeitsdauer zum freien Eintritt in
vielen
Museen, Freizeitparks und für den öffentlichen
Nahverkehr
(also auch für die Fähren zu den Inseln im
Schärengarten) berechtigt. Anschließend ging es zum
Königspalast, um die tägliche Wachablösung
anzuschauen, und anschließend weiter
auf die Insel "Gamla Stan" (= Altstadt), mit den
wunderschönen, engen Gassen.
Dort liegen unter anderem auch die Domkirche ("Sankt Nikolai kyrka"),
wo die schwedischen Könige und Thronfolger traditionell
heiraten, und die
"Deutsche Kirche" ("Tyska kyrkan"), die ein Überbleibsel der
Hansezeit ist, und wo die Gottesdienste immer noch auf deutsch
abgehalten werden. Auf dem Rückweg zum Hotel stoppte ich noch
einmal kurz an dem großen Fußballshop in der
Innenstadt,
den alle drei großen Stockholmer Fußballklubs
(Djurgården, AIK und Hammarby) zu dieser Zeit bei aller
Rivalität
gemeinsam betrieben, und kaufte mir
ein Ticket für das Duell Djurgårdens
IF gegen Kalmar FF, das ich am folgenden Tag
besuchte.
Am
Samstagnachmittag ging es dann vom Hauptbahnhof in etwa neun Minuten
mit der U-Bahn bis zur Haltestelle
"Solna Centrum", wo man nach gefühlt endlos vielen
Rolltreppenkilometern über mehrere Etagen direkt vor dem
Stadioneingang landet. AIK spielte zu dieser Zeit noch im mittlerweile
leider abgerissenen Råsunda Stadion, dem schwedischen
Nationalstadion, in dem auch die schwedische
Fußballnationalmannschaft
den Großteil seiner Heimspiele bestritten hatte, und das
ebenso
wie die nebenan neu gebaute Nationalarena in der Gemeinde Solna liegt,
die nördlich an die Hauptstadt Stockholm grenzt. Solna ist
eine kleine (ca. 82.000 Einwohner) industriell geprägte Stadt,
in der viele große schwedische Unternehmen ihren Hauptsitz
haben, und die direkt an Stockholm grenzt.
Am Stadion gab es dann gleich die erste Überraschung. Ich
hatte
eigentlich eher langweiligen "Sommerfußball" erwartet, da
Stockholm
und Malmö immerhin ca. fünf bis sechs Autostunden
trennen und auch in Schweden zu dieser Zeit gerade
Sommerferien waren.
Aber die Anhänger der beiden großen schwedischen
Traditionsklubs nehmen sich gegenseitig sehr wohl als große
Konkurrenten wahr, und so enterten die Gäste von
Malmö FF mit
ca. 500 Anhängern und einem kompletten Sonderzug aus dem
Süden die Hauptstadt. Bei der kollektiven Ankunft der
Gästefans am
Stadion bildete sich plötzlich ein "Empfangskommando"
von
Heimfans. Die Polizei konnte beide Gruppen nur mit Mühe
auseinanderhalten. Und das auf eine Weise, die ich so auch noch nicht
gesehen habe. Zwei Polizeiwagen hielten immer wieder voll auf die
Gruppe der
AIK-Anhänger und stoppten erst Zentimeter vor den Leuten. So
blieben den AIK-Anhängern nur die Möglichkeiten
"Weglaufen"
oder "sich überfahren lassen". Das wiederholte sich so lange,
bis
die Gruppen weit genug auseinander getrieben waren.
Auch die Atmosphäre im Stadion war an diesem Tag viel besser
als
vorher erwartet. Die Gästefans aus Malmö zeigten sich
zu
Beginn sehr sangesfreudig, aber wurden durch das enttäuschende
Spiel ihres Teams mit der Zeit immer leiser. Erst in den letzten zehn
Minuten, als
das Spiel quasi zu Gunsten der Gastgeber gelaufen war, fingen sie
wieder an ihr Team zu supporten bzw. einfach sich selbst zu feiern. Die
AIK-Anhänger supporteten durchgängig und laut und
bewiesen
eindeutig, dass sie fanmäßig zum besten
gehören, was
Skandinavien zu bieten hat. Zum Einlauf der Teams schwenkten sie
hunderte kleine Fähnchen in den Vereinsfarben, also gelb,
schwarz
und weiß, und dazu passend wurde Rauch in den gleichen Farben
gezündet. Allerdings wurde so viel Rauch gezündet,
dass das
ganze Stadion kurz vor dem Anstoß derart eingenebelt war, so
dass
das Spiel erst mit zehnminütiger Verspätung
angepfiffen werden
konnte. In Deutschland hätte das sicherlich wieder zu einem
großen (Medien-)Skandal geführt, in Schweden wird in
einem solchen Fall nach einer kurzen Pause
einfach weitergespielt.
Vor dem Spiel schien Malmö FF, das damals nach gut der
Hälfte
der Saison auf dem zweiten Tabellenplatz lag und noch gute Chancen auf
den schwedischen Meistertitel hatte (den man am Ende auch gewann),
klarer Favorit zu sein, denn AIK lag vor diesem Spiel nur auf dem
drittletzten Platz, also auf dem Relegationsplatz. Aber erstens kommt
es
anders, und zweitens als man denkt. Denn nach nur wenigen Sekunden des
Spiels musste der Schiedsrichter schon auf den Elfmeterpunkt zeigen,
als Malmös Torwart Johan Dahlin einen alleine auf ihn
zulaufenden
AIK-Spieler nur noch per Foul am Führungstor hindern konnte.
Nach
noch nicht einmal gespielten 120 Sekunden führten die
Gastgeber
also schon mit 1:0, denn AIKs Kenny Pavey verwandelte
souverän.
Malmö schlug sich an diesem Tag definitiv einfach selbst, denn
beim zweiten Gegentor kurz vor der Pause rettete Malmö-Keeper
Dahlin zunächst bravorös vor einem AIK-Spieler,
spielte den
Ball aber anschließend genau in die Füße
eines anderen
AIK-Spielers, nämlich zum Brasilianer Flávio, der
locker
zum 2:0 einschieben konnte. In der 75. Minute schwächten sich
die
Gäste dann noch einmal selbst, als
Malmö-Stürmer Edward
Ofere alleine auf den AIK-Torwart zulief und ihn mit gestrecktem
Fuß niederstreckte statt ihm einfach auszuweichen. Nach
diesem
Platzverweis war das Spiel natürlich endgültig
entschieden
und plätscherte die restlichen Minuten bis zum Abpfiff nur
noch
dahin.
AIK, was "Allmänna
Idrottsklubben" bedeutet,
oder auf deutsch "Allgemeiner Sportklub", wurde 1891 gegründet
und stammt ursprünglich
aus
Stockholm, aber zog 1937 durch den Bau des damals neuen
Nationalstadions mit nach Solna um und ist mit 15.000 Mitgliedern einer
der größten schwedischen Sportvereine
überhaupt. Obwohl der Verein international oft "AIK
Solna"
oder sogar "AIK Stockholm" genannt wird, trägt er eigentlich
offiziell keine Ortsbezeichnung im Namen. Die
Fußballabteilung wurde elfmal Schwedischer Meister; das
letzte
Mal in der Saison 2009. Leider ereilte AIK nur ein Jahr später
das
gleiche Schicksal wie die meisten skandinavischen Meisterteams: Direkt
begann der Ausverkauf und die Leistungsträger
verließen
reihenweise den Klub ins europäische Ausland. Die
Großen
fressen die Kleinen auf. So spielte man in der Folgesaison als
Titelverteidiger nur gegen den Abstieg, was in den skandinavischen
Ligen ja leider keine Ausnahme ist. In der Saison 2009 war dem Klub
dazu sogar das Double gelungen, denn zum achten Mal in der
Vereinsgeschichte
gewann man auch noch den Schwedischen Pokal. AIK gilt ingesamt gesehen
als einer der erfolgreichsten Sportvereine des Königsreiches,
denn auch die Eishockey-Herren wurden schon siebenmal Schwedischer
Meister und auch die Eishockey-Frauen gehören zur
europäischen Spitzenklasse.
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