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  Allmänna Idrottsklubben  
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                Malmö FF               
  AIK Offiziell
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  Malmö FF Offiziell
1. Liga Schweden 2010 - Samstag, 17. Juli 2010, 16:00 Uhr
AIK Solna - Malmö FF (2:0) 2:0

Spielort: Råsunda Stadion, Solna
Zuschauer: 10.347
AIK: Turina - Pavey, Atta, Karlsson, Johansson - Danielsson, Tjernström - Catovic (66.Gustafsson), Johnson, Flávio - Engblom (80.Ljubojevic)
MFF: Dahlin - Vinzents, Jansson, Andersson, Ricardinho - Molins (67.Hamad) - Mutavdzi, Kruys (46.Elanga), Aubynn (63.Durmaz) - Larsson, Ofere
Tore:
1:0 Pavey (2., Strafstoß),
2:0 Flávio (40.), 
Schiedsrichter: Jonas Eriksson
Rote Karte: Ofere (75., MFF, grobes Foulspiel)


Per Billigflug ging es an diesem überaus sommerlichen Wochenende am frühen Freitagabend in ca. zwei Stunden von Köln-Bonn nach Stockholm, und mein Mobilfunkanbieter empfing mich bei der Ankunft am Flughafen Arlanda auch gleich gebührend per SMS: "Herzlich Willkommen in Spanien ...". Naja, von den Temperaturen passte es ja. Immer noch 24 °C um 22 Uhr abends (tagsüber waren es dann jeweils mehr als 30°C). Mit dem hypermodernen "Arlanda-Express" ging es mit durchschnittlich 200 km/h in etwa 20 Minuten die 40 km bis zum Hauptbahnhof von Stockholm. Einquartiert hatte ich mich für das Wochenende in Laufweite des Hauptbahnhofes, direkt an der Fußgängerzone, also mitten in der City. Das "Rica Hotel Stockholm" gehört zwar als Vier-Sterne-Hotel nicht zu allerbilligsten Adressen in der schwedischen Hauptstadt, aber mit einem Budget-Einzelzimmer direkt unter dem Dach plus Sommer-Sonderangebot gestaltete sich der Preis dann doch ganz erträglich.

 

Am Samstagmorgen war natürlich erst einmal Sightseeing angesagt. Durch die an einem schönen Sommertag natürlich sehr belebte Fußgängerzone und über den "Sergels Torg", den großen Platz mitten in der City, ging es zur Tourist-Information, um sich den "Stockholm-Pass" zu kaufen, der für die Gültigkeitsdauer zum freien Eintritt in vielen Museen, Freizeitparks und für den öffentlichen Nahverkehr (also auch für die Fähren zu den Inseln im Schärengarten) berechtigt. Anschließend ging es zum Königspalast, um die tägliche Wachablösung anzuschauen, und anschließend weiter auf die Insel "Gamla Stan" (= Altstadt), mit den wunderschönen, engen Gassen. Dort liegen unter anderem auch die Domkirche ("Sankt Nikolai kyrka"), wo die schwedischen Könige und Thronfolger traditionell heiraten, und die "Deutsche Kirche" ("Tyska kyrkan"), die ein Überbleibsel der Hansezeit ist, und wo die Gottesdienste immer noch auf deutsch abgehalten werden. Auf dem Rückweg zum Hotel stoppte ich noch einmal kurz an dem großen Fußballshop in der Innenstadt, den alle drei großen Stockholmer Fußballklubs (Djurgården, AIK und Hammarby) zu dieser Zeit bei aller Rivalität gemeinsam betrieben, und kaufte mir ein Ticket für das Duell Djurgårdens IF gegen Kalmar FF, das ich am folgenden Tag besuchte.

 

Am Samstagnachmittag ging es dann vom Hauptbahnhof in etwa neun Minuten mit der U-Bahn bis zur Haltestelle "Solna Centrum", wo man nach gefühlt endlos vielen Rolltreppenkilometern über mehrere Etagen direkt vor dem Stadioneingang landet. AIK spielte zu dieser Zeit noch im mittlerweile leider abgerissenen Råsunda Stadion, dem schwedischen Nationalstadion, in dem auch die schwedische Fußballnationalmannschaft den Großteil seiner Heimspiele bestritten hatte, und das ebenso wie die nebenan neu gebaute Nationalarena in der Gemeinde Solna liegt, die nördlich an die Hauptstadt Stockholm grenzt. Solna ist eine kleine (ca. 82.000 Einwohner) industriell geprägte Stadt, in der viele große schwedische Unternehmen ihren Hauptsitz haben, und die direkt an Stockholm grenzt.

Am Stadion gab es dann gleich die erste Überraschung. Ich hatte eigentlich eher langweiligen "Sommerfußball" erwartet, da Stockholm und Malmö immerhin ca. fünf bis sechs Autostunden trennen und auch in Schweden zu dieser Zeit gerade Sommerferien waren. Aber die Anhänger der beiden großen schwedischen Traditionsklubs nehmen sich gegenseitig sehr wohl als große Konkurrenten wahr, und so enterten die Gäste von Malmö FF mit ca. 500 Anhängern und einem kompletten Sonderzug aus dem Süden die Hauptstadt. Bei der kollektiven Ankunft der Gästefans am Stadion bildete sich plötzlich ein "Empfangskommando" von Heimfans. Die Polizei konnte beide Gruppen nur mit Mühe auseinanderhalten. Und das auf eine Weise, die ich so auch noch nicht gesehen habe. Zwei Polizeiwagen hielten immer wieder voll auf die Gruppe der AIK-Anhänger und stoppten erst Zentimeter vor den Leuten. So blieben den AIK-Anhängern nur die Möglichkeiten "Weglaufen" oder "sich überfahren lassen". Das wiederholte sich so lange, bis die Gruppen weit genug auseinander getrieben waren.

Auch die Atmosphäre im Stadion war an diesem Tag viel besser als vorher erwartet. Die Gästefans aus Malmö zeigten sich zu Beginn sehr sangesfreudig, aber wurden durch das enttäuschende Spiel ihres Teams mit der Zeit immer leiser. Erst in den letzten zehn Minuten, als das Spiel quasi zu Gunsten der Gastgeber gelaufen war, fingen sie wieder an ihr Team zu supporten bzw. einfach sich selbst zu feiern. Die AIK-Anhänger supporteten durchgängig und laut und bewiesen eindeutig, dass sie fanmäßig zum besten gehören, was Skandinavien zu bieten hat. Zum Einlauf der Teams schwenkten sie hunderte kleine Fähnchen in den Vereinsfarben, also gelb, schwarz und weiß, und dazu passend wurde Rauch in den gleichen Farben gezündet. Allerdings wurde so viel Rauch gezündet, dass das ganze Stadion kurz vor dem Anstoß derart eingenebelt war, so dass das Spiel erst mit zehnminütiger Verspätung angepfiffen werden konnte. In Deutschland hätte das sicherlich wieder zu einem großen (Medien-)Skandal geführt, in Schweden wird in einem solchen Fall nach einer kurzen Pause einfach weitergespielt.

Vor dem Spiel schien Malmö FF, das damals nach gut der Hälfte der Saison auf dem zweiten Tabellenplatz lag und noch gute Chancen auf den schwedischen Meistertitel hatte (den man am Ende auch gewann), klarer Favorit zu sein, denn AIK lag vor diesem Spiel nur auf dem drittletzten Platz, also auf dem Relegationsplatz. Aber erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Denn nach nur wenigen Sekunden des Spiels musste der Schiedsrichter schon auf den Elfmeterpunkt zeigen, als Malmös Torwart Johan Dahlin einen alleine auf ihn zulaufenden AIK-Spieler nur noch per Foul am Führungstor hindern konnte. Nach noch nicht einmal gespielten 120 Sekunden führten die Gastgeber also schon mit 1:0, denn AIKs Kenny Pavey verwandelte souverän. Malmö schlug sich an diesem Tag definitiv einfach selbst, denn beim zweiten Gegentor kurz vor der Pause rettete Malmö-Keeper Dahlin zunächst bravorös vor einem AIK-Spieler, spielte den Ball aber anschließend genau in die Füße eines anderen AIK-Spielers, nämlich zum Brasilianer Flávio, der locker zum 2:0 einschieben konnte. In der 75. Minute schwächten sich die Gäste dann noch einmal selbst, als Malmö-Stürmer Edward Ofere alleine auf den AIK-Torwart zulief und ihn mit gestrecktem Fuß niederstreckte statt ihm einfach auszuweichen. Nach diesem Platzverweis war das Spiel natürlich endgültig entschieden und plätscherte die restlichen Minuten bis zum Abpfiff nur noch dahin.

AIK, was "Allmänna Idrottsklubben" bedeutet, oder auf deutsch "Allgemeiner Sportklub", wurde 1891 gegründet und stammt ursprünglich aus Stockholm, aber zog 1937 durch den Bau des damals neuen Nationalstadions mit nach Solna um und ist mit 15.000 Mitgliedern einer der größten schwedischen Sportvereine überhaupt. Obwohl der Verein international oft "AIK Solna" oder sogar "AIK Stockholm" genannt wird, trägt er eigentlich offiziell keine Ortsbezeichnung im Namen. Die Fußballabteilung wurde elfmal Schwedischer Meister; das letzte Mal in der Saison 2009. Leider ereilte AIK nur ein Jahr später das gleiche Schicksal wie die meisten skandinavischen Meisterteams: Direkt begann der Ausverkauf und die Leistungsträger verließen reihenweise den Klub ins europäische Ausland. Die Großen fressen die Kleinen auf. So spielte man in der Folgesaison als Titelverteidiger nur gegen den Abstieg, was in den skandinavischen Ligen ja leider keine Ausnahme ist. In der Saison 2009 war dem Klub dazu sogar das Double gelungen, denn zum achten Mal in der Vereinsgeschichte gewann man auch noch den Schwedischen Pokal. AIK gilt ingesamt gesehen als einer der erfolgreichsten Sportvereine des Königsreiches, denn auch die Eishockey-Herren wurden schon siebenmal Schwedischer Meister und auch die Eishockey-Frauen gehören zur europäischen Spitzenklasse.